Wie teuer werden künftig Strom und Gas?

Die jüngste Energiekrise mit extremen Preissprüngen ist noch vielen in Erinnerung. Wie geht es weiter?

  • Helge Toben
  • Lesedauer: 4 Min.
Hohe Energie- und Heizkosten kommen auf die Verbraucher zu.
Hohe Energie- und Heizkosten kommen auf die Verbraucher zu.

Wie teuer werden Strom und Gas für Haushalte? Und wovon ist das abhängig? Lohnt sich für Verbraucher ein Tarif- oder Anbieterwechsel? Und was ist mit Heizöl und Fernwärme?

Wie werden sich die Strompreise für Haushalte entwickeln?

Das ist nicht so leicht zu sagen. Während der Energiekrise im Ukraine-Krieg waren die Gaspreise und in der Folge auch die Strompreise im Großhandel nach oben geschnellt. 2024 gingen sie wieder runter. Viele Lieferanten hätten daraufhin Tarifsenkungen für Haushaltskunden angekündigt, erklärt Energiemarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis.

Wie haben sich die Großhandelspreise entwickelt?

Seit Mitte 2024 haben sie sich wieder stabilisiert. »Wir sehen inzwischen eine Seitwärtsbewegung oder einen leichten Anstieg für die Lieferjahre 2025 und 2026.« Schlossarczyk betont, dass die Beschaffungskosten inzwischen lediglich ein Drittel des Haushaltskundenpreises ausmachen. »Steuern, Abgaben, Umlagen und insbesondere die Netzentgelte übersteigen die eigentlichen Beschaffungskosten spürbar.« Vor allem steigende Netzentgelte machten daher weiter sinkende Haushaltsstrompreise eher unwahrscheinlich.

Welche Rolle spielen die Netzgebühren?

Da in den kommenden Jahren dreistellige Milliardenbeträge in das Netz investiert werden müssten, würden die Netzentgelte zum entscheidenden Kostenbestandteil des Endkundenpreises, sagt Schlossarczyk. Schon jetzt machten die Netzentgelte in vielen Fällen ein Drittel des Endkundenpreises aus.

Was ändert sich bei Grundversorgungstarifen?

Das Vergleichsportal Verivox hat die Ankündigungen von Strom-Grundversorgern analysiert. Das Ergebnis: Zum Jahresbeginn stieg der Durchschnittspreis um 0,3 Prozent. Das sind oft kommunale Stadtwerke. 2023 bezogen Haushalte laut Bundesnetzagentur 25 Prozent des Stroms über Grundversorgungsverträge. Stromkunden in der Grundversorgung würden ab Jahreswechsel im Schnitt rund 44 Cent je Kilowattstunde bezahlen, einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Auch bei überregionalen Stromanbietern stellte Verivox bei Neukundenverträgen leicht höhere Preise fest. Auch bei Sonderverträgen kam es zum Jahreswechsel zu Erhöhungen. Bei Deutschlands größter Stromversorger Eon lag ab Januar der Ökostromtarif bei 60 Cent je Kilowattstunde (ohne Grundpreis).

Was sagen Verbraucherschützer dazu?

Sie raten zu einer Überprüfung, ob ein Tarif- oder Anbieterwechsel infrage kommt. »Insbesondere bei den alternativen Anbietern sollte man vor Vertragsabschluss aber mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit gegebenenfalls bereits negativ aufgefallen ist«, betont Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW.

Wie werden sich die Gaspreise für Haushalte entwickeln?

Sie werden steigen, glaubt Gasmarktexperte Sebastian Gulbis vom Beratungsunternehmen Enervis. Der Anteil der Gasbeschaffungskosten in den Endkundenpreisen werde dabei weitgehend stabil bleiben. »Die wesentlichen Auswirkungen auf den Endkundenpreis haben Entgelte und Umlagen. Vor allem würden die Gasnetzentgelte steigen. Den Netzbetreibern wurde es ermöglicht, ihre Netze schneller abzuschreiben, was teils zu deutlichen Steigerungen der Netzentgelte führt.« Dagegen hat Verivox in der Gas-Grundversorgung zum Jahreswechsel unterm Strich einen Preisrückgang errechnet. Im Schnitt führen die vom Vergleichsportal ausgewerteten Preiserhöhungen und -senkungen zu einem Absinken des durchschnittlichen Preisniveaus der Gas-Grundversorgungstarife um etwa 0,5 Prozent auf einen Kilowattstundenpreis von rund 14 Cent.

Wie ist die Lage beim Heizöl?

Oliver Klapschus vom Vergleichsportal Heizoel24 kann sich vorstellen, dass 2025 »an die ruhige Preisentwicklung von 2024 angeknüpft wird. Ohne große geopolitische Krisen oder Katastrophen besteht aus aktueller Sicht kein Grund, dass die Heizölpreise um mehr als zehn Cent nach oben und unten schwanken.«

Wie werden sich die Preise bei Fernwärme entwickeln?

Der Branchenverband AGFW geht davon aus, dass die gesunkenen Gaspreise auch bei den Fernwärmekunden spürbar werden und es zur Normalisierung der Fernwärmepreise kommt. Im Bundesdurchschnitt rechnen wir mit einem Rückgang der Fernwärmepreise im einstelligen Prozentbereich, vereinzelt auch deutlich mehr«, so eine AGFW-Sprecherin. dpa/nd

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