- Politik
- Coronakrise
+++ WHO alarmiert über mutiertes Corona-Virus aus Großbritannien +++
Der Newsblog zur Coronakrise - Donnerstag, 7. Januar 2021: +++ Weitere 1070 Menschen an Corona gestorben +++ Umfrage: Mehrheit gegen Impfpflicht +++ Informationslücken bei Pflegekräften +++
Kopenhagen/Genf. Angesichts der neuen Variante des Corona-Erregers in Europa hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm geschlagen. Die Variante sei bereits in 22 von 53 Ländern der Region Europa entdeckt worden, warnte WHO-Direktor Hans Kluge am Donnerstag während einer Videokonferenz in Kopenhagen. Ohne verstärkte Anstrengungen, die Ausbreitung der neuen Variante zu verlangsamen, gerieten die Gesundheitssysteme noch weiter unter Druck.
Die neue Variante, die erstmals in Großbritannien entdeckt wurde, berge eine höhere Ansteckungsgefahr als vorangegangene, erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa. Der mutierte Erreger verbreite sich in allen Altersklassen. Es sei davon auszugehen, dass die Variante die älteren Ausformungen verdrängen werde. Die neue Variante sei aber trotz stärkerem Ansteckungsrisiko nicht gefährlicher als die bereits vorher bekannten Typen.
WHO-Mitarbeiter äußerten sich zuversichtlich, dass die bislang verfügbaren Impfstoffe auch gegen die neue Variante wirken. Im Dezember 2020 meldeten britische Behörden der WHO das Auftauchen der Variante.
+++ Weitere 1070 Menschen an Corona gestorben +++
Berlin. In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 26.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 26.391 weitere Ansteckungsfälle erfasst. Die Gesamtzahl der registrierten Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 1.835.038. Nach Angaben des RKI wurden zudem 1070 Todesfälle durch die Pandemie binnen 24 Stunden gezählt. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in Deutschland seit Beginn der Pandemie wuchs damit auf 37.607. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz betrug am Donnerstag 121,8. Bei dem Wert handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in diesem Zeitraum. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab für die Verhängung und Lockerung von Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus. Ziel der Bundesregierung ist es, die Inzidenz auf unter 50 zu drücken.
+++ CDU Meißen ruft trotz höchster Inzidenz zum Parteitag +++
Die sächsische Union pflegt keine einheitliche Linie bei Parteitagen in Zeiten der Pandemie. Während die CDU im Kreis Meißen am Freitag in Großenhain trotz hoher Infektionszahlen in dieser Region vor Ort tagen will, verschob der Kreisverband Bautzen den für Samstag geplanten Nominierungsparteitag für Bundestagskandidaten erneut. Als Grund wurde die am Dienstag nach einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Länderchefs vereinbarte Fortsetzung des Lockdowns genannt.
Mit einem Inzidenzwert von 483,2 ist der Landkreis Meißen laut RKI derzeit am stärksten von der Pandemie betroffen. Der Parteitag soll in der Großenhainer Remontehalle stattfinden, in der bis 1.800 Personen Platz finden. Für den Parteitag werden etwa 40 Personen erwartet. »Die Entscheidung zur Durchführung der Nominierungsveranstaltung liegt bei den Kreisverbänden. Die geltende Corona-Schutz-Verordnung erlaubt Nominierungsveranstaltungen für öffentliche Wahlen. Eine solche führt der Kreisverband Meißen durch«, erklärte der sächsische CDU-Generalsekretär Alexander Dierks auf Anfrage.
+++ Ärzte fordern schnellere Impfungen für Minderjährige +++
Osnabrück. Deutschlands Kinderärzte fordern schnellstmögliche Corona-Impfungen für Kinder, damit Kitas und Schule wieder geöffnet werden können. Minderjährige hätten es in der Pandemie seit Beginn besonders schwer, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. »Dass sie nun auch beim Impfen hinten anstehen - und die Schulen deswegen weiter dichtbleiben - ist daher doppelt bitter.« Beim Impfen für Kinder müsse mehr Tempo gemacht werden, »um endlich die Situation an Schulen und Kitas dauerhaft zu entspannen«. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind derzeit für Personen ab 16 Jahren zugelassen. Beide Hersteller haben laut der Zeitung Tests gestartet, um die Verträglichkeit der Vakzine für Kinder ab 12 Jahren zu prüfen. Wann die Zulassung von Corona-Kinderimpfstoffen beantragt werden könnte, ist demnach aber noch nicht absehbar.
+++ Informationslücken bei Pflegekräften +++
Ulm. Ausgerechnet von den Pflegekräften wollen sich offenbar weniger impfen lassen als erwartet. Aus Sicht des Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, liegt das vor allem an fehlenden Informationen und Falschinformationen. »Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass die Vorkenntnisse hinsichtlich eines mRNA-Impfstoffes beim medizinischen Personal im Durchschnitt so sehr viel besser sind als in der übrigen Bevölkerung«, sagte Mertens der Deutschen Presse-Agentur.
Ein weiterer Grund für die zurückhaltende Impfbereitschaft könnte sein, dass sich Pflegekräfte umfassend informieren wollten, sagte Bernd Meurer, der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). »Wir und die Einrichtungsleitungen erläutern immer wieder aufs Neue, dass jeder geimpfte Mitarbeiter das Risiko in den Einrichtungen senkt und Leben schützt.« Skepsis herrscht auch wegen möglicher Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen. Dabei sind die Impfstoffe sehr sicher. Pfizer/Biontech und auch Moderna geben für ihre zugelassenen Impfstoffe eine Wirksamkeit von um die 94 Prozent an. Bei den Testreihen hatten sich nur wenige Nebenwirkungen gezeigt. Auch die noch nicht in Deutschland zugelassenen Impfstoffe haben eine hohe Wirksamkeit bei denen selten schwere Nebenwirkungen auftreten.
+++ Umfrage: Mehrheit gegen Impfpflicht +++
Berlin. Eine Mehrheit der Deutschen lehnt eine Impfpflicht im Kampf gegen die Corona-Pandemie ab. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 56 Prozent gegen eine zwingende
Immunisierung gegen das gefährliche Virus aus. 33 Prozent befürworteten einen solchen Schritt dagegen. 11 Prozent machten keine Angaben. Nach dem Infektionsschutzgesetz könnte das Bundesgesundheitsministerium mit Zustimmung der Länder im Bundesrat eine Impfpflicht »für bedrohte Teile der Bevölkerung« anordnen, »wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist«. Für den Kampf gegen die Corona-Pandemie hat die Bundesregierung aber auf einen solchen Schritt verzichtet.
Eine große Mehrheit von 62 Prozent lehnt auch Vorteile für Menschen ab, die gegen das Coronavirus geimpft sind. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Restaurants, Hotels oder auch Fluggesellschaften nur Geimpfte als Gäste oder Passagiere zulassen. Nur sechs Prozent würden das uneingeschränkt befürworten. Weitere 23 Prozent wären dafür, wenn
gesichert ist, dass die Geimpften das Virus nicht übertragen können - dafür gibt es bisher noch keine ausreichenden Erkenntnisse. Nach einer YouGov-Umfrage aus dem Dezember wollen sich etwa zwei Drittel der Deutschen (65 Prozent) gegen das Coronavirus impfen lassen. Nach Einschätzung von Experten der Weltgesundheitsorganisation ist eine Impfquote von 60 bis 70 Prozent nötig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.