Waffenfreaks, Neonazis, QAnon-Anhänger: Trump-Anhänger nach Sturm auf US-Kapitol festgenommen

Einige verhaftete Trump-Anhänger zeigen nun Reue oder behaupten in die Randale »hineingeschubst« worden zu sein

  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem Sturm auf den US-Kongress sind viele der daran beteiligten Anhänger von Noch-Präsident Donald Trump festgenommen und erste Anklagen erhoben worden. Unter den Angreifern befanden sich prominente Schusswaffen-Befürworter, Neonazis, Verschwörungs-Ideologen und auch ein gewählter Abgeordneter aus dem Bundesstaat West Virginia.

Ein Schusswaffen-Freak

Ein mittelalter Mann in Jeans und Stiefeln lehnt sich im Bürostuhl zurück und legt einen Fuß auf den Schreibtisch der US-Demokratin Nancy Pelosi, der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses. Bei dem 60-Jährigen handelt es sich um Richard Barnett, einen bekannten Schusswaffen-Befürworter. Dieser wurde am Freitag in seinem Heimat-Bundesstaat Arkansas festgenommen.

»Ich wurde da hineingeschubst«, sagte Barnett, der eine Facebook-Gruppe für das Recht auf Schusswaffenbesitz verwaltet, einem Radiosender. »Ich habe die Toilette gesucht.« Er habe allerdings das Recht gehabt, in Pelosis Büro zu sein, fügte Barnett hinzu. Dieses sei schließlich aus Steuermitteln bezahlt worden. »Das ist mein Schreibtisch. Ich bin ein Steuerzahler«, sagte er. Bevor er das Büro verließ, nahm er nach eigener Aussage einen Briefumschlag mit und hinterließ Pelosi eine Notiz, in der er sie als »Nutte« bezeichnete.

Ein QAnon-Anhänger

Mit nacktem Oberkörper, bemaltem Gesicht und einer Fellmütze mit Büffelhörnern steht ein tätowierter Trump-Fan im Flur des Kapitols. Er hat ein Megafon und eine US-Flagge dabei. Bei dem 33-Jährigen handelt es sich um Jacob Anthony Chansley, der sich selbst Jake Angeli nennt und ein bekannter Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheorie QAnon ist. Er wurde am Samstag wegen gewaltsamen Eindringens in das US-Kapitol sowie »ordnungswidrigem Verhalten« angeklagt.

Chansley beschreibt sich selbst als »digitalen Soldaten« der QAnon-Bewegung. Diese sieht den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump als Kämpfer gegen eine kriminelle und satanistische Organisation von Pädophilen, der demokratische Politiker, der Milliardär George Soros sowie diverse Hollywoodstars angehören sollen.

Nach Polizeiangaben hatte der 33-Jährige am Donnerstag bei der Bundespolizei FBI angerufen, um seine Anwesenheit am US-Kapitol am Vortag zu bestätigen. Er sagte demnach, er sei »der Bitte des Präsidenten an alle 'Patrioten'« gefolgt, am 6. Januar nach Washington zu kommen. Online-Nutzer hatten den Mann mit der Fellmütze zwischenzeitlich irrtümlich als Frontmann der britischen Band Jamiroquai, Jay Kay, identifiziert. Dieser dementierte dies auf Twitter.

Der Rednerpult-Dieb

Ausgesprochen zufrieden lächelte ein Mann mit einer Trump-Wintermütze in die Kameras, während er am Mittwoch ein Rednerpult aus dem Kapitol trug. Er wurde durch die Aufnahmen schnell als Adam Johnson, Vater von fünf Kindern aus Florida, identifizert. Am Samstag wurde der 36-Jährige zusammen mit Fellmützen-Träger Chansley angeklagt.

Ein Republikaner-Abgeordneter

Ebenfalls angeklagt wurde am Samstag Derrick Evans, ein frisch gewählter Abgeordneter des Parlaments von West Virginia. Er hatte es den Ermittlern leicht gemacht, auf seine Spur zu kommen: Der 35-Jährige streamte den Sturm aufs Kapitol live auf seiner Facebook-Seite, wo er jubelte: »Wir sind drin, wir sind drin. Derrick Evans ist im Kapitol.«

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Nach Bekanntwerden seiner Beteiligung sah sich Evans mit zahlreichen Rücktrittsforderungen konfrontiert, denen er am Samstag nachkam. Er übernehme die »volle Verantwortung« für sein Handeln und hoffe, dass sein Rücktritt dazu beitragen werde, den »Heilungsprozess« in den USA einzuleiten - »damit wir alle nach vorn gehen können und als 'eine Nation, unter Gott' zusammenkommen«. Journalisten haben mindestens 15 Republikaner-Abgeordnete aus den Staatsparlamenten verschiedener US-Bundesstaaten identifiziert, die sich an der Kapitol-Stürmung beteiligten. Ein Teil hat angegeben sich bei Beginn der Gewalt entfernt zu haben. AFP/nd

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