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Wieder einen Großen geärgert
Beim 1. FC Union wird vor dem Spitzenspiel bei RB Leipzig aber auch über die Rassismusvorwürfe gegen Florian Hübner diskutiert
Die Anhänger des 1. FC Union haben Sehnsucht nach ihrer Mannschaft. Am Freitag beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen wurden im Verlauf der ersten Halbzeit im Umfeld des Stadions An der Alten Försterei jede Menge Feuerwerkskörper gezündet, die beim coronabedingten Mini-Silvester vermutlich noch übrig geblieben waren. Die deutlich sichtbaren Raketen und Knaller sollten Union wohl erneut Mut machen, eine Spitzenmannschaft der Liga zu ärgern.
Das hat vom Spielausgang her zumindest funktioniert. Die Serie überraschender Punktgewinne gegen Vereine, die in erster Linie die Qualifikation für die Champions League im Kopf haben, hielt an. Seit Mitte Dezember mussten die Eisernen in den Heimspielen gegen Bayern München (1:1), Borussia Dortmund (2:1), VfL Wolfsburg (2:2) und nun Leverkusen keine Niederlage hinnehmen.
Den Erfolg gegen die Werkself schätzte die Mannschaft aber auch realistisch ein. Im ersten Abschnitt wirkte Bayer übermächtig. »Wir waren immer einen Tick zu spät dran. Wir hatten das eine oder andere Mal sehr viel Glück, kein Gegentor zu fangen. Da haben wir uns ein bisschen versteckt«, sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel.
Kurz vor Ende der regulären Spielzeit konnte der eingewechselte Cedric Teuchert mit seinem dritten Jokertor in dieser Saison tatsächlich Union auf die Siegerstraße bringen. Mit der sechsten Partie ohne Niederlage in Serie festigten die Köpenicker Rang fünf in der Tabelle. Der Rückstand auf die Champions-League-Plätze drei und vier, die von Leverkusen und Dortmund besetzt sind, beträgt derzeit nur noch einen Zähler.
Allerdings werden von den Verantwortlichen in Berlin weiterhin keine Europapokal-Gesänge angestimmt. Ziel sei immer noch der Klassenerhalt. Woche für Woche stemmt sich Union dagegen, sich höheren Ambitionen zuzuwenden. »In den ersten 45 Minuten war es fast ein Klassenunterschied. Leverkusen war in allen Belangen überlegen. Es hätte auch komplett in eine andere Richtung gehen können«, erklärte Unions Profifußball-Geschäftsführer Oliver Ruhnert. »Fakt ist, wir haben die Punkte, die wir haben. Trotzdem gibt es fußballerisch große Unterschiede im Tempo, in der Spielweise in Ballbesitz und in der technischen Qualität bis zum Abschluss.«
Ruhnert fühlte sich im Verlauf der Partie phasenweise an die 0:4-Heimpleite im allerersten Bundesligaspiel von Union im August 2019 gegen RB Leipzig erinnert. Damals konnte seine Mannschaft noch nicht mithalten. Anderthalb Jahre später übersteht sie kritische Phasen, auch weil die spielerische Entwicklung unverkennbar ist. Athletisch scheint sie auch immer noch zulegen zu können. Die Laufleistung von fast 128 Kilometern lag mehr als acht Kilometer über der von Leverkusen. Klar, Union musste oft hinterherrennen. Aber so kommt eben auch ein Dreier gegen eine eigentlich stärkere Elf zustande. »Die Ergebnisse stimmen absolut. Die 50:50-Spiele fallen gerade auf unsere Seite. Den Moment nehmen wir mit«, sagte Ruhnert nach dem Spiel.
Bereits am Mittwoch (20.30 Uhr) im nächsten Spitzenspiel bei RB Leipzig könnte Union zum Anschluss der Hinrunde für die nächste Sensation sorgen. Dort hat Union nichts zu verlieren. Allerdings steht weiterhin nicht der beste Kader zur Verfügung, vor allem in der Offensive.
Die Angreifer Max Kruse, Anthony Ujah und Joel Pohjanpalo fallen weiter aus, auch wenn Ujah und Pohjanpalo am Sonntag auf dem Trainingsgelände aktiv wurden. Zudem hat sich Sheraldo Becker in der Partie gegen Leverkusen am Sprunggelenk verletzt. Er wird Union vorerst auch nicht zur Verfügung stehen. Da mit Taiwo Awoniyi aktuell nur ein Mittelstürmer fit ist, wurde am Sonnabend der Offensivallrounder Leon Dajaku verpflichtet. Das 19-jährige Talent, das für den VfB Stuttgart und Bayern München jeweils zwei Bundesligaspiele bestritt, wurde von den Bayern mit Kaufoption ausgeliehen.
Die Vorfreude auf die kommende englische Woche, die am Sonnabend mit der Partie beim FC Augsburg endet, wurde allgemein getrübt. Kurz vor und nach Abpfiff der Partie gegen Leverkusen gerieten Unions Florian Hübner und der Leverkusener Nationalspieler Nadiem Amiri aneinander. Im Anschluss sagte Amiris Mitspieler Jonathan Tah, dass Amiri rassistisch beleidigt worden wäre. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt deshalb gegen Hübner.
Amiri erklärte auf der Homepage von Leverkusen, dass sich Hübner bei ihm nach dem Spiel glaubhaft entschuldigt habe. Die Frage ist nur, wofür? »Der Spieler hat gesagt, dass er sich nicht so geäußert hat. Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt dargestellt wird, so nicht gegeben«, erklärte Unions Sportchef Ruhnert. Beide Vereine scheinen die Angelegenheit intern geklärt zu haben.
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