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Abiprüfungen erst mal aufgeschoben
Elternvertreter und Linke kritisieren angesichts neuer Virusmutanten fehlende Exit-Strategie
Berlins Abiturienten bekommen etwas mehr Zeit, um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwochabend mitteilte, wird der Beginn der schriftlichen Prüfungen vom 12. auf den 21. April und somit um eineinhalb Wochen verschoben. Parallel dazu wird auch der letzte offizielle Unterrichtstag der Abiturienten nach hinten verlegt, vom 23. März auf den 13. April. Die zuletzt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vorgebrachte Überlegung, angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs »im Extremfall« auf die Prüfungen ganz zu verzichten, ist damit erst einmal vom Tisch.
Die Bildungssenatorin begründete ihr generelles Festhalten am Prüfungsprozedere vor allem mit den Zukunftschancen der Schulabgänger. »Wichtig ist, dass unsere Abiturientinnen und Abiturienten auch in diesem Jahr ein anerkanntes Abitur machen, das ihnen die Möglichkeit gibt, überall in Deutschland und im Ausland zu studieren«, so Scheeres. Was die Verschiebung betrifft, so habe man »alle Möglichkeiten ausgeschöpft, den Abiturientinnen und Abiturienten mehr Lernzeit zu geben«. Dazu gehören auch zusätzliche Lernangebote über den letzten Unterrichtstag hinaus. So sind die Schulen angehalten, den Abiturienten in der Zeit bis zur Prüfung zwei Konsultationstermine pro Prüfungsfach anzubieten.
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Mit der Entscheidung, die Prüfungen durchzuziehen, folgt Berlin eigentlich nur dem Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder. Die hatte am Donnerstag vor einer Woche verkündet: »Abschlussprüfungen finden auch 2021 statt.« Berlins GEW-Vorsitzender Tom Erdmann will Bildungssenatorin Scheeres deshalb auch gar keinen Vorwurf machen. »Wir hätten uns vielmehr von der Kultusministerkonferenz eine andere Entscheidung gewünscht.« Denn klar sei doch eines, so Erdmann: Der Prüfungsmarathon binde in den Schulen selbst auch in personeller Hinsicht »unheimliche Ressourcen«. Es wäre in der aktuellen Situation besser gewesen, wenn die Lehrkräfte ihre Energie auf den Unterricht für alle Schüler hätten konzentrieren können. Gleichwohl begrüßt der GEW-Chef, dass nun wenigstens der Zeitplan für die Prüfungen angepasst wurde: »Die Verschiebung ist natürlich eine Erleichterung für die Schülerinnen und Schüler.«
Das sieht der Landesschülerausschuss ähnlich. Die Bildungsverwaltung gehe mit dem neuen Prüfungsplan auf Wünsche der Schülerschaft ein, die »zuvor die ungenügende Vorbereitungszeit auf die Prüfungen kritisiert« habe, heißt es in einer Erklärung.
Auch der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, ist »weitgehend zufrieden« mit dem Schritt der Bildungsverwaltung. Zwar hatten die Elternvertreter im Vorfeld für eine Verschiebung um insgesamt drei Wochen plädiert: »Das deckt sich aber trotzdem im Wesentlichen mit dem, was wir uns gewünscht haben«, so Heise. »Was wir aber vermissen, ist ein Plan B.« Bildungssenatorin Scheeres gehe etwas zu frohen Mutes davon aus, dass die Schulen am 15. Februar tatsächlich wieder öffnen. »Zugleich gibt es aber nun einmal die völlige Unbekannte, nämlich die Virusmutante.«
Genau die hat auch die Bildungsexpertin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus im Blick: »Falls die Mutante so zuschlägt, dass nichts mehr geht an den Schulen, brauchen wir eine Exit-Strategie, und das wäre der Verzicht auf sämtliche Prüfungen«, sagt Regina Kittler. Die aktuelle Entscheidung der Bildungsverwaltung trage die Linke jedoch mit: »Schön ist anders. Aber es ist für den Moment ein guter Kompromiss, mit dem wir leben können.« Kittler verweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf Sonderregelungen im Kleingedruckten. So können die Schulen autonom entscheiden, ob sie aufgrund der Lage die Prüfungen gleich auf die Nachschreibetermine verschieben. Zudem haben Schüler für die mündliche Prüfung nun eine größere Wahlfreiheit, da sie zwei Kurshalbjahre bestimmen können, zu denen sie geprüft werden. »Richtig so«, sagt Kittler.
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