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Alexander Isele über den Putsch gegen Aung San Suu Kyi
Das zehnjährige Demokratieexperiment in Myanmar ist gescheitert - mit einem Putsch endet der jahrzehntelange Machtkampf von Aung San Suu Kyi mit dem Militär. Zwei Erdrutschsiege ihrer Nationalen Liga für Demokratie und wiederholte Versuche, die in der von der einstigen Junta geschriebenen Verfassung festgelegte Macht des Militärs zurückzudrängen, waren letztlich zu viel: Die Generäle brechen das Experiment ab.
Das ist tragisch, nicht nur für Aung San Suu Kyi, der nun weitere Jahre Hausarrest drohen, wie bereits die 15, die sie nach dem ersten Wahlsieg ihrer NLD im Jahr 1990 auferlegt bekam. Tragisch ist es auch für die Bevölkerung, deren Sehnsucht nach demokratischer Teilhabe sich 2011 nach fast 50 Jahren Militärdiktatur in einem Aufblühen des zivilgesellschaftlichen Engagements zeigte, das nun bedroht ist. Tragisch ist es ebenso für die Minderheiten, die für mehr Selbstverwaltung kämpfen. Aung San Suu Kyi hat es nicht verstanden, einen Kompromiss mit ihnen zu finden. Doch dieser ist mit der Militärregierung noch weiter in die Ferne gerückt.
Aung San Suu Kyi wurde im Westen häufig falsch eingeschätzt. Ihre Schattenseiten - der Hang, alles alleine entscheiden zu wollen, ihr Fokus auf die buddhistische Bevölkerungsmehrheit und ihre Nähe zum Militär, trotz allem - wurden zuerst übersehen. Nach der brutalen Vertreibung von Rohingya 2017 wurde sie dann nur noch negativ bewertet. Der Putsch macht noch einmal die Fragilität des Demokratieexperiments deutlich und zeigt, wie beengt der Handlungsspielraum im Machtkampf mit dem Militär ist.
Ob Myanmar nun in Richtung Instabilität abgleitet oder ruhig bleibt, hängt an Militärchef Min Aung Hlaing und seinen Generälen. Regieren sie mit harter Unterdrückung oder mit versöhnlichen Gesten? In jedem Fall wird die betrogene Bevölkerung den Putsch nicht vergessen.
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