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Kein Rentner
Jeff Bezos zieht sich aus dem Tagesgeschäft bei Amazon zurück.
Jeff Bezos geht in Rente. Naja, nicht ganz. Aber zumindest ein bisschen. Er werde zum dritten Quartal dieses Jahres nach fast drei Jahrzehnten seinen Posten als CEO abgeben, hieß es am späten Dienstagabend aus der Amazon-Zentrale in Seattle. Sein Nachfolger wird Andy Jassy, derzeit Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts. Kein Begriff? Nicht schlimm. Denn der Amazon-Gründer wird als Vorsitzender des Verwaltungsrates weiterhin das Sagen beim Internetriesen haben, nur will er sich nicht mehr ums Tagesgeschäft und Kleingedruckte kümmern.
Sein 1994 gegründeter Onlineriese hat Bezos unsagbar reich gemacht. Auf 188 Milliarden Dollar (155,4 Milliarden Euro) wird sein Vermögen geschätzt. Der 57-Jährige befindet sich so mit Tesla-Chef Elon Musk im Rennen um den Titel »Reichster Mensch der Welt«. Junge Start-up-Gründer mögen ihn dafür als geniales Idol anhimmeln, doch fußt sein Erfolg vor allem auf einer Sache: der knallharten Ausbeutung seiner Beschäftigten. Der Internationale Gewerkschaftsbund wählte ihn einst zum »schlechtesten Chef der Welt«, hierzulande kämpft die Gewerkschaft Verdi seit Jahren um einen vernünftigen Tariflohn und menschenwürdige Arbeitsbedingungen, während sich seine Logistikzentren in der Corona-Pandemie zu wahren Hotspots entwickelten.
Ende November sorgte Amazon für Schlagzeilen, weil der Konzern die berühmt-berüchtigte Detektei Pinkerton angeheuert haben soll, um Gewerkschaftsarbeit zu sabotieren. Nicht zu vergessen sei, dass Amazon mit allen Tricks versucht, möglichst wenig Steuern zu zahlen. Da ist es klar, dass Bezos die Kontrolle über seine Gelddruckmaschine nicht ganz abgeben will.
Übrigens könnte bei Amazon bald eine ganz andere Ära zu Ende gehen: Kommenden Montag wird über die Gründung einer Gewerkschaft in einem Amazon-Standort in Alabama abgestimmt. Damit könnte die gewerkschaftsfreie Zeit von Amazon in den USA enden.
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