Werbung

Bengt Rüstemeier: Gewaltig abseits

Der Berliner Juso-Funktionär Bengt Rüstemeier musste seine Ämter räumen, nachdem er Hass-Tweets und Gewaltfantasien verbreitet hat.

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Da muss einer den Schlachtruf der Berliner Jusos, man verstehe sich »nicht als brave Partei- oder Regierungsjugend, die zu Wahlkampfzeiten nur Plakate klebt«, aber gründlich missverstanden haben. Bengt Rüstemeier war Mitglied im Kreisvorstand Pankow und gehörte sogar dem erweiterten Landesvorstand der Jusos Berlin an, als er auf Twitter den verschämt leicht camouflierten Spruch »Jungl1b€ra£€ €r5h007€n wann?« postete. Szenekundige Mitstreiter konnten dieses Kauderwelsch problemlos als »Jungliberale erschießen wann?« buchstabieren. Ähnlich geartete Gewaltfantasien galten »Vermieterschweinen« oder dem verhassten Amazonchef Bezos. Sollte dieser »unerwartet den folgen einer sprengstoffverletzung erliegen«, würde er, wie er wissen ließ, »klammheimliche freude« verpüren. Irgendwann hatten etliche Follower auf Twitter offenbar den Kanal voll davon, denn sie warfen dem Juso-Funktionär die Verbreitung von Hass und Gewaltverherrlichung vor.

Rote Brause - der Berlin-Podcast

Was war letzte Woche noch mal wichtig in Berlin? Plop und Zisch! Aufgemacht! Der Podcast „Rote Brause“ liefert dir alle wichtigen News aus der Hauptstadtregion in nur 15 Minuten. 

Entsetzt reagierte die Juso-Hochschulgruppe der Humboldt-Universität (HU) Berlin, denn ihr Mitstudent Rüstemeier gehört deren Akademischem Senat an. Seine Aussagen seien »vollkommen inakzeptabel und verkennen grundlegende Werte unseres Zusammenlebens«, teilte sie mit. Scharf verurteilte die HU-Leitung »verbale Beleidigungen, diffamierende Äußerungen und Kommentare oder Tweets, die zu Gewalt aufrufen«. Der von allen Seiten laut werdenden Kritik schloss sich auch die Mutterpartei SPD an.

Am Ende zogen die Berliner Jusos angesichts der »untragbaren Entgleisung eines Mitglieds des erweiterten Landesvorstands der SPD-Jugendorganisation« die Reißleine. Der Betreffende habe nach einem Gespräch am Sonntag seine Ämter niedergelegt, hieß es. Dass da noch Erklärungsbedarf bei den Jungsozialisten besteht, kann man auf Twitter nachlesen: »Nennt den Namen, nennt den Vorfall, hört auf zu verharmlosen«.

Bengt Rüstemeier, der zunächst noch überrascht auf die Kritik an seinen umstrittenen Tweets reagiert hatte, hat am Ende versucht, den einmal angerichteten Schaden zu begrenzen. Am Sonntag hat er auf Facebook seine »dummen und unbedachten Äußerungen« bedauert und mitgeteilt, alle Funktionen bei den Jusos und in der SPD niederzulegen. Ob das dafür genügt, dass seine bisherigen Mitstreiter seine Bitte um Entschuldigung annehmen, wird sich zeigen. Dass manche Krawallmedien dank seiner verbalen Entgleisungen scheinheilig eine Titel-Kampagne gegen den »Berliner Juso, der mit Mord-Fantasien schockt« fabrizieren konnten, hat nicht nur ihm selbst geschadet. Mit dem »nd« wollte er, wie es schien, am Mittwoch darüber aber nicht mehr reden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -