Streik im Hamburger Hafen

Der Reparaturdienst an den Terminals tritt in den Ausstand. Die Beschäftigen wollen mehr Zeit für ihre Familien.

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Vergangene Woche legten rund 350 Beschäftigte einer Tochtergesellschaft der Hamburger Hafen und Logistik AG, kurz HHLA, drei Tage lang ihre Arbeit nieder. Es war der erste Streik seit 1978 bei dem Unternehmen, das zwei Drittel des Umschlags in Deutschlands größtem Hafen abwickelt. Am Dienstag geht die Tarifauseinandersetzung in die nächste Runde.

Die Beschäftigten des HHLA-Technik- und Servicebetriebes SCA/SCB halten die Großgeräte auf den Hafenanlagen instand und sorgen damit für Kontinuität der Arbeitsabläufe sowie für die Sicherheit an Bord und an den Kais. Verdi hatte zum Streik aufgerufen, nachdem die Tarifgespräche um eine Angleichung der Arbeitsbedingungen an die Tarife der Muttergesellschaft Ende Januar ergebnislos beendet worden waren. Zuvor hatte es erste Warnstreiks gegeben. »In fast zwölf Monaten Verhandlungen hat sich die HHLA nur millimeterweise bewegt«, so Verdi.

Kern der Gewerkschaftsforderungen ist, das Wochenende von der Regelarbeitszeit auszunehmen und Wochenendarbeit entsprechend als nicht verpflichtend einzustufen. »Wenn die HHLA sich selbst als Arbeitgeberin darstellt, bei der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen hohen Stellenwert genießt, muss das auch für die Beschäftigten der Töchter gelten«, sagte Verdi-Sekretär Stephan Gastmeier.

Um Gefahren abzuwehren, richteten die Streikenden sogar einen Notdienst ein. Dennoch scheinen die Fronten verhärtet. In Hamburger Medien tauchte das Gerücht auf, Arbeiter hätten Containerbrücken sabotiert und Kabel herausgerissen. Verdi dementierte. Laut Gastmeier sollen aber Beschäftigte der bestreikten Betriebe in Einzelgesprächen von Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden sein, indem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde. Diese Behauptung wird von der HHLA »entschieden zurückgewiesen«.

HHLA-Chefin Angela Titzrath verweist gerne auf die Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen. Ein Eingehen auf die Forderungen würde »in der Konsequenz sowohl Arbeitsplätze als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährden«. Das selbst ernannte Tor zur Welt hat in den vergangenen Jahren international an Marktanteilen verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Reeder verweisen auf die unvollendete Elbvertiefung, marode Kais und versandete Hafenbecken. Für die Infrastruktur sind allerdings die Stadt und ihre Hafenverwaltung zuständig. Gleichzeitig wächst die Macht der Reeder, seit sich die Großen der Branche 2017 in drei Allianzen zusammengeschlossen haben.

Doch für beide Seiten geht es um mehr als um Geld. Eigentlich streiten sich Unternehmen und Gewerkschaft um die Zukunft der Arbeit. So hat die HHLA gerade ein neues Terminal in Italien und die auf Automatisierung in Häfen spezialisierte Firma Isam gekauft. Und mit dem Konkurrenten Eurogate wird über eine Fusion gesprochen. Verdi fürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen. Pikant ist der Streit auch, weil der börsennotierte Logistikkonzern zu 69 Prozent der Stadt gehört.

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