Eiskalt am Kotti

Deutsche Wohnen lässt Kreuzberger Mieter seit über acht Jahren im Winter frieren

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein rundes Jubiläum ist noch nicht geschafft, aber lang wird es nicht mehr dauern. Seit der Saison 2012/2013 kommt die Heizungsanlage der Häuser der Deutsche Wohnen südlich des Kottbusser Tors in Berlin-Kreuzberg an ihre Grenzen. Diesmal sind mehrere Häuser des Blocks 87 betroffen, die von Kohlfurter, Kottbusser und Admiralstraße umschlossen werden. »Die konkret betroffenen Anschriften ändern sich, aber die Ausfälle sind immer die Gleichen«, sagt ein Vertreter der Mieterinitiative Kotti & Co zu »nd«

Zu den Betroffenen gehört diesmal auch die Journalistin und Bauchautorin Madeleine Hofmann. »Am Sonntag begann die Heizung auszufallen, seit Montag ist das auch beim Warmwasser der Fall« sagt sie zu »nd«. »Die Versorgung mit warmem Wasser ist allerdings ganzjährig problematisch, plötzlich kommt keines mehr.« Die Deutsche Wohnen verschickte in der Vergangenheit proaktiv Mietminderungen, berichtet Hoffmann.

»Um Radiatoren zu bekommen muss man sich allerdings telefonisch bei der Hotline mit Mietvertragsnummer melden.« In der Warteschleife laufe der Song »Out of Reach«. Zu deutsch: »Unerreichbar«. Hoffmann kritisiert, dass die Radiatoren nicht proaktiv vom Konzern an die Mieter verteilt werden. »Wir haben Leute hier, die das Prozedere nicht selbst hinbekommen«, so Hoffmann.

Im Lockdown gibt es auch wesentlich weniger Möglichkeiten, sich woanders aufzuwärmen. »Man kann nicht ins Café, man kann nicht auf Arbeit. Man sitzt nahezu auf dem Radiator, damit man nicht friert«, berichtet Hoffmann.

Bereits Anfang Dezember 2020 hat die Deutsche Wohnen die Mieter des Blocks 88 an Kottbusser, Reichenberger und Mariannenstraße per Aushang über einen »eingeschränkten Betrieb der Heizungs- und Warmwasseranlage« informiert. Es könne zu »Unregelmäßigkeiten oder sogar dem Ausfall der Versorgung kommen«, hieß es. Man arbeite »intensiv an der schnellstmöglichen Wiederherstellung der Versorgung«, wurde versichert.

Der Linke-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser, in dessen Wahlkreis das Kottbusser Tor liegt, hat sich bereits am vergangenen Freitag in einem »nd« vorliegenden Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Wohnen, Michael Zahn, gewandt. Ein wiederholter Ausfall der Heizungsanlage sei »hoch problematisch«, schreibt Meiser. »Ich halte das Unverständnis und den Ärger der Mieterinnen und Mieter über das Fehlen einer, obwohl bereits vor Jahren versprochenen, funktionierenden Heizungsanlage für äußerst berechtigt«, so der Abgeordnete weiter. Da die Deutsche Wohnen »die bestehenden Mängel seit mehreren Jahren nicht zufriedenstellend beseitigen kann, erscheint mir ein Austausch der gesamten Anlage ratsam«.

Pascal Meiser lädt in seinem Brief Michael Zahn zu einem »Vorort-Termin in Kreuzberg ein, bei dem Sie den betroffenen Mieterinnen und Mietern persönlich erläutern können, wie Sie zukünftig Heizungsausfälle ausschließen wollen«.

Im Februar 2019 hatte die Deutsche Wohnen auf nd-Anfrage eine Erneuerung der Heizungsanlage am Kottbusser Tor noch für das Frühjahr des Jahres angekündigt. Nach Redaktionsschluss der gedruckten Seite erklärte das Unternehmen, in die Heizungsanlage am Kottbusser Tor im Sommer 2020 eine sechsstellige Summe investiert zu haben. »Technisch funktioniert die Anlage auch. Leider kommt es zu kurzfristigen Leistungsschwankungen, was dazu führt, dass die Temperatur in den Wohnungen derzeit nur rund 18 Grad erreicht und das Warmwasser teilweise nur lauwarm ist«, erklärte eine Sprecherin. Das Problem liege, »auf das Einfachste runtergebrochen, in der Wärmeüberlieferung der Heizanlage. Dazu sind wir mit dem Kontraktor, der die Anlage betreut, im regelmäßigen Austausch und arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung. Dies sollte in ein bis zwei Tagen erfolgt sein.«

»Unser Ziel muss es sein, dass auch die Häuser auf der Südseite des Kottbusser Tors in Landesbesitz kommen«, sagt Sandy Kaltenborn, der sich beim Volksbegehren Deutsche Wohnen und Co enteignen engagiert, damals. Die Unterschriftensammlung für die Einleitung des Volksentscheids soll am 26. Februar beginnen. Innerhalb von vier Monaten müssen rund 175 000 gültige Unterstützerunterschriften zusammenkommen.

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