- Kommentare
- Haus Hohenzollern
Geschichte geschrieben
Andreas Fritsche über die Hohenzollern und die Freiheit der Wissenschaft
Georg Friedrich Prinz von Preußen beteuert, er sei lediglich gegen falsche Tatsachenbehauptungen vorgegangen, er wolle die historische Forschung und die Pressefreiheit nicht behindern. Nehmen wir ihn beim Wort. Die Hohenzollern brachten einst ihren Reichtum auch durch Eroberungskriege und Auspressung ihrer Untertanen zusammen. Man muss fair und sachlich bleiben bei der Bewertung historischer Ereignisse. Sie haben sich nicht wie die Raubritter benommen. Im Gegenteil: Als sie einst mit der Mark Brandenburg belehnt worden sind, trieben dort einige Adelsgeschlechter ihr Unwesen als Raubritter. Die Hohenzollern mussten dort Ordnung schaffen.
Auch kamen Macht und Wohlstand nicht allein durch Eroberungen zustande. König Friedrich II., der sein Land im Siebenjährigen Krieg finanziell und beinahe auch politisch ruinierte, gewann durch die Trockenlegung des Oderbruchs eine Provinz im Frieden, wie er gesagt haben soll. Allerdings passen hier die Fragen eines lesenden Arbeiters aus dem gleichnamigen Gedicht von Bert Brecht: »Wer baute das siebentorige Theben?/ In den Büchern stehen die Namen von Königen./ Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?« Selbstverständlich legte Friedrich II. das Oderbruch nicht eigenhändig trocken.
Ein schrecklicher Eroberungskrieg, der Erste Weltkrieg, für dessen Ausbruch Kaiser Wilhelm II. eine Mitverantwortung trug, führte zu seiner Abdankung. Es gab aber auch Kaiser Friedrich III., auf den Liberale und Juden große Hoffnungen setzten, der aber todkrank auf den Thron gelangte und 99 Tage später starb.
Die Geschichte der Familie ist interessant und wechselvoll. Der unheilvolle Militarismus spielte zweifellos eine Rolle, aber darauf lässt sie sich nicht beschränken. Es ist unmöglich, das alles in wenigen Zeilen zusammenzufassen. Darüber müssen Historiker dicke Bücher schreiben. Bleibt zu hoffen, dass sie dies mit aller Sorgfalt tun können - und sich keine Sorgen machen müssen, verklagt zu werden.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.