Austrias erste Weltmeisterin

Biathletin Lisa Theresa Hauser gewinnt in Pokljuka als erste Österreicherin WM-Gold

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Es waren rührende Bilder, die die diversen Trainer der österreichischen Biathleten am frühen Sonntagnachmittag in Sloweniens Wäldern darboten. Als Lisa Theresa Hauser, die Vorzeigeskijägerin der Alpenrepublik, nach ihren vorangegangenen 19 Treffern im Massenstartrennen auch die 20. und letzte Scheibe versenkt hatte, fasste Frauen-Chefcoach Markus Fischer ungläubig an sein rotes Stirnband und wackelte anschließend zwei-, dreimal neckisch mit dem Allerwertesten. Seine Mitstreiter an der Strecke gerieten parallel dazu mit jedem Meter, den die souverän führende Hauser dem Zielstrich näher kam, mehr in Ekstase. Und als die großgewachsene Kitzbühlerin über die letzte Kuppe geglitten war, klatschte sie sich mit den freudig entrückten Betreuern lässig ab.

Wenig später war die 27-Jährige Weltmeisterin und wintersporthistorische Persönlichkeit in einem - als erste österreichische Biathletin, die bei einer WM jemals ein Rennen gewonnen hat. »Es ist unglaublich. Ich steh da mit einer Goldmedaille um den Hals, das muss ich erst einmal realisieren«, strahlte Hauser mit der Sonne über der Hochebene Pokljuka um die Wette. Dort oben auf 1350 Meter Höhe hatte sie zuvor bereits zwei Stück Silber in der Mixed-Staffel und in der Verfolgung ergattert, nun nannte sie ihr Erfolgsrezept für den ganz großen Coup: »Ich hab mir gesagt, ich darf nicht wieder denselben Fehler machen wie im Einzel und den letzten verballern.«

Gesagt, getroffen - und hinter ihr balgten sich die drei Norwegerinnen Ingrid Landmark Tandrevold, Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Roiseland in einem faszinierenden Finish um die weiteren Medaillen. Die 30-jährige Roiseland, bei der WM 2020 in Antholz mit fünfmal Gold und dreimal Bronze noch die große Triumphatorin, musste sich in einem atemberaubenden Duell mit Eckhoff am Ende geschlagen geben, wurde Vierte - und blieb so ohne eine einzige Medaille in einem Einzelrennen.

Dieses Schicksal teilte sie sich mit allen deutschen Skijägerinnen - die tags zuvor mit ihrem zweiten Platz in der Staffel aber zumindest verhinderten, dass die Biathletinnen des DSV erstmals seit 1987 bei einer WM komplett leer ausgingen. Hauptverantwortliche dafür war beim Sieg der Norwegerinnen Franziska Preuß, die mit einem starken Schlussspurt die zuvor enteilte Ukrainerin Olena Pidruschna noch abfing.

»Wie sie da noch um die Ecke kam, damit haben wir überhaupt nicht mehr gerechnet. Und ihr Zielsprint war dann gigantisch«, sagte Preuß’ Mitstreiterin Denise Herrmann, für die es am finalen Wochenende der Titelkämpfe dann allerdings weniger gigantisch weiterging: Wegen einer plötzlichen Erkrankung musste die Verfolgungsweltmeisterin von 2019 ihren Platz im Massenstart kurzfristig abgeben. »Es ist keine Corona-Erkrankung, sondern mehr eine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld. Während Herrmann schon auf der Heimreise war, als ihre Teamkolleginnen Preuß und Vanessa Hinz zum Abschluss auf den Rängen neun und zehn einfuhren.

»Selbst wenn noch Medaillen kommen sollten, müssen wir im kommenden Jahr konstanter werden«, mahnte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler bereits vor den abschließenden Rennen am Samstag und Sonntag. Die Silbermedaille des Frauen-Quartetts war dann ein schöner Erfolg, der nachfolgende siebte Platz der Männer-Staffel unterstrich aber erneut die großen Probleme, mit denen die deutschen Biathleten auf der Pokljuka während der gesamten WM zu kämpfen hatten.

Die Silberplakette für Team-Oldie Arnd Peiffer im Einzel blieb somit ihr einziger echter Lichtblick. Und der 33-jährige Wahl-Ruhpoldinger war beim Sieg des norwegischen Shooting-Stars Sturla Holm Lägreid (viemal Gold) im finalen Massenstart als Zwölfter und deutlich vor Benedikt Doll (23.) dann auch der bessere der beiden gestarteten Deutschen. Vier bis fünf Medaillen hatte der DSV in Slowenien angepeilt, zwei sind es geworden. »Wir sind sicher nicht hundertprozentig zufrieden, aber es war durchaus nicht alles schlecht«, ertrug Bundestrainer Mark Kirchner die ungewohnt dürftige Ausbeute jedoch mit der ihm eigenen Bärenruhe.

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