Klima vor acht

Politiker von FDP und CSU haben sich ein ziemliches Eigentor geschossen. Auf Twitter gaben sie offen zu: Ihre Parteien haben kein Konzept zur Klimakrise.

  • Vanessa Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich meine ja, dass wir guten #ÖRR brauchen, aber das ist unglaublich«, schrieb Alexander Lambsdorff, stellvertretender Vorsitzender der FDP im Bundestag, am Sonntagabend auf Twitter. Sieben Monate vor der Bundestagswahl mache der WDR einen Kanal als Wahlkampfhilfe für die Grünen auf, hieß es weiter in dem Tweet, der am Montagmorgen viral ging.

»Toll, dass die ARD offensichtlich doch noch genug Geld zur Verfügung haben, um Wahlkampfunterstützung für die Grünen zu finanzieren«, hatte zuvor schon der stellvertretende CSU-Generalsekretär Florian Hahn auf dem Kurzbotschaftendienst kommentiert.

Hintergrund ist der neue WDR-Instagram-Kanal »klima.neutral«, der die Klimakrise beleuchten will. Über 7000 Abonnent*innen hat der Channel bereits. In den ersten Beiträgen geht es etwa um fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser oder E-Mobilität. Dem Team sei es nach eigenen Aussagen wichtig, verschiedene Lebensrealitäten zu erzählen: Was sagen Leute, die ihr Auto brauchen und niemals darauf verzichten würden? Müssen wir immer alles »richtig« machen oder sind Flüge ins Ausland vielleicht doch mal okay? Klingt mehr nach Lifestyle-Channel als nach öder Parteipolitik.

Dass Hahn und Lambsdorff darin dennoch Wahlkampfhilfe für die Grünen erkennen, ist deshalb nicht nur entlarvend. Die beiden haben ihren Partein damit auch ein ziemliches Eigentor geschossen. Immerhin geben sie mit ihren Tweets offen zu: CSU und FDP haben kein Konzept zur Klimakrise. Das mag zwar für jene Boomer in Ordnung sein, die den Parteien noch immer zu (im Fall der FDP kleinen) Wahlerfolgen verhelfen. Ein Parteiprogramm für die Zukunft ist das allerdings nicht. Zahlreiche Umfragen und Studien belegen, dass junge Menschen in der Klimakrise eines der größten Probleme für die nächsten Jahrzehnte sehen. Klimaschutz müsste heute also Kernthema jeder Partei sein.

Auf Twitter haben indes zahlreiche Nutzer*innen ironisch daraufhin gewiesen, dass es mit der Fernsehsendung »Börse vor Acht« im Öffentlich Rechtlichen doch bereits Wahlkampfhilfe für die FDP gebe. Wie wäre es stattdessen mit einem neuen Format »Klima vor Acht«?, fragt eine Nutzerin. Das würde immerhin nicht nur die Instagram-affine Fridays-for-Future-Generation erreichen, die sich ohnehin schon mit der Thematik beschäftigt, sondern auch Menschen wie Lambsdorff und Hahn. Menschen, die ein bisschen Aufklärung in Sachen Klimakrise allem Anschein nach dringend nötig haben.

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