Keine Aussage vor der Lobbyistin

Wegen Sandra von Münster will Diese-eG-Vorstand nicht sprechen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Eklat im Untersuchungsausschuss zur Vorkaufsgenossenschaft Diese eG im Berliner Abgeordnetenhaus. Genossenschaftsvorstand Werner Landwehr verweigerte am Dienstagvormittag die Aussage. »Er glaubt, dass es ihm zusteht, weil mehrere Strafanzeigen gegen ihn gestellt worden sind«, sagt Christian Hochgrebe, Sprecher der SPD im Ausschuss, bei der anschließenden Pressekonferenz.

Angezeigt worden sind Landwehr und die weiteren Vorstandsmitglieder sowie der Friedrichshain-Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) teils mehrfach von der Immobilien-Anwältin Sandra von Münster. Die Staatsanwaltschaft hatte jedoch alle Verfahren wieder eingestellt. Das ehemalige FDP-Mitglied von Münster ist von der CDU-Fraktion als Ausschussmitarbeiterin angestellt worden. »Auch diese Frage haben wir problematisiert, weil sie doch relativ nah an der Sache dran ist«, berichtet Hochgrebe. »Wir haben uns auch entschlossen, Frau von Münster als Zeugin im Ausschuss zu benennen«, gibt der SPD-Politiker bekannt. Dies solle möglichst zeitnah geschehen, um »nicht in irgendeiner Weise« die Arbeit der Opposition zu behindern.

Trotzdem spricht CDU-Fraktionsgeschäftsführer und Ausschussmitglied Stefan Evers von »Obstruktion«. Er selbst habe die »mitunter sehr anstrengende Rechtsstaatsaktivistin« Sandra von Münster um die Mitarbeit gebeten, erklärt Evers. »Weil sie Eier in der Hose hat...«, setzt er an, ohne den Satz zu Ende zu führen. Das Engagement habe für von Münster auch »regelmäßig zerstochene Reifen« zur Folge, so Evers. Bis zur Zeugenaussage werde die Anwältin von der CDU-Fraktion zunächst keine Ausschussunterlagen weitergeleitet bekommen.

»Ich glaube, dass ein seriöses Verhandeln nötig ist, und das ist sehr erschwert, wenn die Leute da viel tiefer drin sind, als es gut ist«, sagt Grünen-Ausschussmitglied Andreas Otto zur Personalie von Münster, deren Credo seit Jahren lautet: »Der Mieterschutz nimmt Formen an, die einer Enteignung gleichkommen.«

Wie weit das Zeugnisverweigerungsrecht von Diese-eG-Vorstand Werner Landwehr zulässig ist, soll in den nächsten Wochen von Juristen des Abgeordnetenhauses geklärt werden, kündigt Frank Zimmermann (SPD) an.

Mit der verweigerten Aussage habe Landwehr »aus meiner Sicht der politischen Sache keinen Gefallen getan«, sagt FDP-Ausschusssprecher Bernd Schlömer. »Es wird immer klarer, dass hier Täuschungs- und Vertuschungsaktionen im Hintergrund gelaufen sind, die absolut nicht zu tolerieren sind«, behauptet Schlömer. In der nächsten Ausschusssitzung in zwei Wochen wird neben Florian Schmidt auch sein Tempelhof-Schöneberger Amtskollege Jörn Oltmann (Grüne) befragt werden.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!