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Ein großes Experiment
Markus Drescher über die nächsten Wochen in der Coronakrise
Bund und Länder haben mit ihren Beschlüssen zur schrittweisen Lockerung der coronabedingten Einschränkungen, die seit Monaten an den Nerven aller zehren, den Pfad der relativen Berechenbarkeit des Infektionsgeschehens verlassen. Die Bedingungen des harten Lockdowns sorgten bisher insgesamt für einen Rückgang der Neuansteckungen, für eine Stabilisierung der Lage, für weniger Corona-Patienten in den Krankenhäusern und weniger Todesopfer. Auf der einen Seite.
Auf der anderen sind die massiven Einschränkungen des privaten wie öffentlichen Lebens aber natürlich auch verantwortlich für Existenz- und Zukunftsängste, die Zerstörung ökonomischer Grundlagen, besondere Härten für besonders verwundbare gesellschaftliche Gruppen ...
Wenn nun der Versuch unternommen wird, einen schrittweisen Ausweg aus den massiven Belastungen zu finden, ist das verständlich und erfreulich für die Betroffenen, deren Leben dadurch leichter wird. Doch würden diese Schritte mit wesentlich weniger Ängsten vor einer durch die Lockerungen verschuldeten dritten Corona-Welle behaftet sein, hätten es die Verantwortlichen in der nun schon so lange andauernden Pandemie nicht verabsäumt, flächendeckend ein stabil funktionierendes Krisenmanagement auf die Beine zu stellen.
Aber so: Test- und Impfstrategie, die die Öffnungen mit ermöglichen sollen, sind weiter Baustellen, deren bisheriger Fortschritt und Zustand viel mehr Anlass zur Sorge war als Quell des Vertrauens in die staatlichen Fähigkeiten zur Krisenbewältigung. Derart schlecht aufgestellt, gleichen die Lockerungen denn auch eher einem großen Experiment mit ungewissem Ausgang, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Prinzip Hoffnung. Viel weniger spricht daraus eine durchkalkulierte, vertrauenswürdige Strategie.
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