Triumph für Lula
Ex-Präsident wendet sich in einer Rede an Brasiliens Bevölkerung
Es wurde ein emotionaler Auftritt an einem Ort von großer Symbolik. Gewählt hatte Brasiliens ehemaliger Präsident Lula da Silva den Sitz der Metallarbeitergewerkschaft bei São Paulo. An ihrer Spitze hatte Lula einst gegen die Diktatur (1964-1985) gekämpft, hier hatten ihn Tausende Anhänger zum Schutz umringt, bevor er am 7. April 2018 ins Gefängnis ging. »Ich hatte die Gewissheit, dass die Wahrheit siegen würde. Und dieser Tag ist gekommen«, erklärte Lula.
Mit Spannung war die erste Stellungnahme des populären Politikers von der Arbeiterpartei PT erwartet worden, nachdem am Montag ein Oberster Richter die gegen ihn gefällten Urteile wegen angeblicher Korruption annulliert hatte. Der Auftritt war noch einmal von Dienstag auf Mittwochvormittag (Ortszeit) verschoben worden.
Ein Jahr und sieben Monate hatte Lula in Curitiba im Gefängnis verbracht. Als aussichtsreichster Bewerber wurde er von der Präsidentschaftswahl im selben Jahr ausgeschlossen. Nun ist amtlich, dass Lula das Opfer politisch motivierten Rechtsbruchs wurde.
Er sei nicht verbittert, obwohl er gute Gründe dafür hätte, betonte Lula. Doch das Leid, das seinen Landsleuten heute mit Arbeitslosigkeit, Hunger und den Tausenden Covid-Toten widerfahre, sei weit größer. »Der Schmerz, den ich spüre, ist nichts gegen das, was Millionen erleiden.« Scharfe Kritik übte Lula an Präsident Bolsonaro. Die Gesellschaft brauche nicht mehr Waffen, sondern soziale Politik und ein starkes öffentliches Gesundheitswesen. Der linke Politiker bedankte sich bei seinen Genossen, den Anwälten und für Solidarität aus aller Welt. Besonders erwähnte Lula Papst Franziskus.
»Ich bin radikal. Radikal, weil ich den Problemen dieses Landes an die Wurzeln gehen möchte«, sagte der 75-Jährige, der die Frage einer erneuten Kandidatur offen lies. Er fühle sich voller Energie: »Das Wort aufgeben kommt in meinem Wortschatz nicht vor.«
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