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Was Katholiken ärgert
SIEBEN TAGE, SIEBEN NÄCHTE über gute und schlechte Ideen bei der Caritas
Die Arbeitgeber der Caritas haben verhindert, dass es bald einen branchenweiten Tarifvertrag für Pflegekräfte gibt. Das hat viele Menschen aufgeregt. Auch die Gremien der Beschäftigten der Caritas und der katholischen Kirche äußerten sich enttäuscht von der »mangelnden Solidarität« der Arbeitgeberseite. Und worüber ärgert sich der Caritaspräsident Peter Neher, der die gesamte Organisation vertritt samt ihrer Angestellten?
Nicht über die sogenannten Dienstgeber, die verhindert haben, dass Altenpflegerinnen und Altenpfleger künftig etwas mehr Geld erhalten. Er ärgere sich über die katholischen Sozialethiker, die die Entscheidung kritisiert haben, sagte Neher diese Woche in einem Interview mit »Zeit Online«. Auch die Proteste von Gewerkschaften vor Caritas-Einrichtungen könne er »überhaupt nicht« verstehen.
Das ist insofern befremdlich, als der Caritas-Präsident selbst bekundet: Er hätte dem bundesweiten Tarifvertrag zugestimmt - er sitzt nicht in dem zuständigen Gremium. Trotzdem verliert er in dem Interview kein Wort über die Mitarbeiterseite der Caritas, die das getan hat und überstimmt wurde. Stattdessen referiert er brav die Behauptung der »Dienstgeber«, durch den Tarifvertrag hätten sich womöglich die Arbeitsbedingungen der Caritas-Beschäftigten langfristig verschlechtert. Als ob die Arbeitgeber besser wüssten als die Belegschaftsvertretungen, was gut ist für die Angestellten. Warum ist Neher so zahm gegenüber den Arbeitgebern? Will er es sich nicht verscherzen mit dem Management von Caritasverbänden, Nächstenliebe hin, Solidarität her? Weiß der Himmel.
Falsch ist, dass »die Katholiken« nun mal untertänig sind. Die 17 katholischen Sozialethiker und Sozialethikerinnen eiern in ihrer Stellungnahme nicht herum. Sie erinnern daran, dass die Politik einen Wettbewerb zwischen den Anbietern sozialer Dienstleistungen entfacht hat, der maßgeblich über Löhne ausgetragen wurde. Die Folge: Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verschlechterten sich. Der Branchentarifvertrag sollte diesem »ruinösen« Wettbewerb Grenzen setzen. Daraus wird nun vorerst nichts. Jene Mitglieder der Caritas-Kommission, die dies zu verantworten haben, »schaden nicht nur den Beschäftigten der privat-gewinnwirtschaftlichen Träger«, so die Forschenden. Sie machten es auch bis auf Weiteres unmöglich, einer »Race-to-the-bottom-Konkurrenz« bei den Löhnen entgegenzutreten. Mit der Ablehnung eines einheitlichen Tarifvertrags »tritt die Dienstgeberseite der Caritas als ein für die Beschäftigten gefährlicher Entsolidarisierer auf«.
Die Ethiker fordern die Caritas-Kommission auf, dem Branchentarifvertrag in einem zweiten Anlauf zuzustimmen, und ermutigen die Beschäftigten, »ihren ›Dienstgebern‹ machtvoll entgegenzutreten«. Das ist für Profs leichter gesagt als für Angestellte getan. Trotzdem keine schlechte Idee.
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