Rigaer94: Bezirk geht gegen Begehung vor

Baustadtrat beantragt Änderung des Gerichtsbeschlusses

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat einen Antrag auf Abänderung des Beschlusses des Verwaltungsgerichts zur Brandschutzbegehung des teilbesetzten Hausprojekts Rigaer94 gestellt. Das Gericht hatte vergangenen Dienstag beschlossen, dass der Bezirk eine Anordnung an die Bewohner*innen erlassen muss, dass diese die Begehung aller Räume durch die Eigentümer-Vertreter*innen dulden müssen. Die Bewohner*innen hatten dies zuvor abgelehnt, da sie eine Räumung fürchteten, nachdem der Eigentümer angekündigt hatte, bei der Begehung unter Polizeischutz auch Schlösser und Türen auswechseln zu lassen.

Das Verwaltungsgericht begründete seine Anordnung damit, dass der Brandschutz »in allen Teilen des Gebäudes zumindest zweifelhaft sei«. Nachdem die Bauaufsicht des Bezirks am selben Tag eine eigene Brandschutzbegehung durchgeführt hatte, hält das Bezirksamt den Beschluss für überholt. »Wir sind der Auffassung, dass es keine weitere Begehung braucht«, sagte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) am Mittwoch zu »nd«.
Das Bezirksamt habe daher einen Antrag auf Abänderung der Anordnung gestellt, »da dem Gericht bei seiner Entscheidungsfindung wichtige Umstände gar nicht bekannt sein konnten, wie zum Beispiel das Ergebnis der Brandschutzbegehung durch den Bezirk«, so eine Sprecherin des Bezirksamtes. Dem Verwaltungsgericht habe man nun die bei der Begehung erstellte Mängelliste zukommen lassen. »Sollte das Gericht keinen Anlass sehen, den ursprünglichen Beschluss deshalb zu ändern, wird das Bezirksamt auf dieser dann rechtssicheren Grundlage selbstverständlich auch eine Duldungsanordnung erlassen«, so das Bezirksamt.

Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) ereiferte sich am Mittwoch im Verfassungsschutzausschuss des Abgeordnetenhauses über das Vorgehen von Florian Schmidt und schreckte bei seinen Angriffen gegen das Bezirksamt auch vor dem rassistischen Begriff »Bananenrepublik« nicht zurück. Der Senat hatte auf Druck von Innensenator Andreas Geisel (SPD) und unter Enthaltung der Linken vergangenen Dienstag beschlossen, dass der Bezirk eine Duldungsanordnung für rund 20 Räume erlassen muss, bei denen der Brandschutz zuvor bemängelt worden war. Begründet hatte Geisel dies mit der Dringlichkeit einer Brandschutzprüfung. »Diese Dringlichkeit ist nicht gegeben, weil wir ja schon drin waren«, sagt Schmidt. Es sei eine Reihe von Mängeln festgestellt worden, die aber keine Nutzungsuntersagung rechtfertigen würden.

Innenstaatssekretär Akmann bezeichnete das Mängelprotokoll durch die bezirkliche Bauaufsicht am Mittwoch als »Witz«. Die Senatsinnenverwaltung will sich nun mit der Obersten Bauaufsicht über das weitere Vorgehen verständigen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.