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Notbremse bei den Schulöffnungen
Berlins Siebt- bis Neuntklässler werden die Schulen nicht vor Mitte April wieder von innen sehen
Das kam überraschend: Entgegen anderslautender Ankündigungen werden Berlins Siebt- bis Neuntklässler nun doch nicht vor den Osterferien in die Schulen zurückgeholt. Angesichts der stetig steigenden Zahl an Neuinfektionen hat der Senat am Dienstag entschieden, vorerst auf weitere Lockerungen zu verzichten. Anders als bei den Grundschülern und den Schülern ab Klasse 10 bleibt es damit für die Jahrgänge dazwischen bei der mehr oder minder digital unterstützten Komplett-Daheimbeschulung.
»Ich weiß, dass gerade diese Jahrgänge es derzeit besonders schwer haben«, bedauert Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) die Entscheidung. Immerhin, heißt es zur Tröstung, habe sich Rot-Rot-Grün darauf verständigt, nach den Ferien, also ab dem 12. April, auch den über 83 000 Siebt-, Acht- und Neuntklässlern wie allen anderen Wechselunterricht anzubieten.
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Die Senatorin ist bekanntlich eine generelle Befürworterin weiterer Schulöffnungen. Noch am Donnerstag vergangener Woche hatte Scheeres angekündigt, dass die betroffenen Schüler »vor Ostern zumindest noch einmal Präsenztermine« haben sollen.
Sven Zimmerschied, Co-Sprecher der Vereinigung der Berliner Sekundarschulleiterinnen und -schulleiter, hätte sich gefreut, wenn es in der kommenden Woche ein solches »Wiedersehensangebot« gegeben hätte. »Aber das ist eine pädagogische Erwägung. Denn natürlich hätte das auch Risiken geborgen, weshalb wir das auf freiwilliger Basis gemacht hätten«, sagt der Leiter der Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg zu »nd«. Ohnehin hat Zimmerschieds Sekundarschule das »Notprogramm« für Schüler in schwierigen Lernsituationen schon ausgeweitet. »Wir haben fast 100 Schüler, die jeden Tag, und zwar ganztägig, in der Schule selbst lernen.« So gesehen sei der Verzicht auf den Präsenztermin verkraftbar, zumal bis zu den Ferien auch nur wenige Tage verblieben wären und es sich somit wahrscheinlich um eine einmalige Veranstaltung gehandelt hätte.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist dennoch hochzufrieden - und zugleich überrascht. »Ich hätte nicht gedacht, dass Frau Scheeres in dieser Frage ein Einsehen hat«, sagt Berlins GEW-Chef Tom Erdmann zu »nd«. Letztlich sei die Verschiebung der Schulöffnungen für die Mittelstufen aus seiner Sicht aber »das einzig Vernünftige«. Die Entscheidung zeige, dass die Bildungsverwaltung »die Sorgen und Nöte der Beschäftigten mittlerweile ernster nimmt«.
Das sieht die Bildungsexpertin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus ähnlich. Auch Regina Kittler befürwortet angesichts der steigenden Infektionszahlen die Notbremse für die Klassen 7 bis 9. Mit Blick auf den an diesem Mittwoch anlaufenden Teilpräsenzunterricht für die Schüler ab Klassenstufe 10 geht Kittler sogar noch einen Schritt weiter: »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich auch hiermit gewartet, bis den Schulen in ausreichendem Umfang Selbsttests zur Verfügung stehen.« So reiche das Angebot an wirklich zugelassenen Selbsttests vorerst nur für die Schüler der Klassen 11 bis 13. »Erklären Sie das mal einem Zehntklässler, dass Tests bei ihm nicht drin sind, er aber trotzdem zur Schule gehen soll.«
Ohnedies mahnt Linke-Politikerin Kittler zur Vorsicht. Sie sagt, sie sei froh, dass in Berlin - anders als in Brandenburg - nicht bedenkenlos mit Inzidenzwerten jongliert werde. »Zumindest mit der SPD sind wir uns im Senat einig, dass der Grenzwert bei uns bei der Sieben-Tage-Inzidenz von 100 liegt.« Werde der drei Tage hintereinander gerissen, müsse es Konsequenzen geben. »Dann müssen auch die Schulöffnungen wieder rückgängig gemacht werden«, so Kittler zu »nd«.
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