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+++ EU-Parlament will Impfpass rasch einführen +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Donnerstag, 25. März 2021: +++ Impftempo stagniert bei deutlich unter 300.000 Impfungen pro Tag +++ Studie: Geflüchtete sind in der Pandemie psychisch stark belastet

  • Lesedauer: 6 Min.

Brüssel. Das Europaparlament hat den Weg für eine zügige Einführung eines europäischen Impfzertifikats geebnet. Am Donnerstag stimmten die Abgeordneten dafür, das Thema im Eilverfahren zu behandeln. Die EU-Kommission hatte ein solches Dringlichkeitsverfahren befürwortet, damit die Verhandlungen zwischen den Institutionen so schnell wie möglich beginnen können. Das geplante Impfzertifikat soll bereits zum Juni eingeführt werden.

Mit dem »digitalen grünen Zertifikat« will die EU-Kommission eine gemeinsame technische Lösung der 27 EU-Staaten schaffen und aktuelle Reisebeschränkungen überwinden. Das Zertifikat soll Impfungen, Ergebnisse zugelassener Tests und Informationen zu überstandenen Corona-Infektionen festhalten und EU-weit anerkannt werden.

Auch wenn die Abgeordneten für ein Eilverfahren stimmten, hatte es vorab teils heftige Kritik gegeben. Der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Manfred Weber (CSU), monierte etwa, der Kommissionsvorschlag sei zu spät gemacht worden. »Und jetzt kommen Sie mit einem Eilverfahren.« Der Fraktionschef der Grünen, Philippe Lamberts, beklagte, ein solches Verfahren schränke die demokratische Debatte und Prüfung drastisch ein und sei ein Fehler. Die Abgeordneten äußerten zudem Bedenken zu Ungleichheiten durch einen Impfpass und betonten, dass der Datenschutz gewährleistet werden müsse.

+++ Geflüchtete sind in der Pandemie psychisch stark belastet +++

Berlin. Flüchtlinge sind einer Studie zufolge in der Coronakrise stärker psychisch belastet als Menschen ohne Migrationshintergrund. Sie leiden unter Depressionen, Ängsten und Einsamkeit, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Die Pandemie habe auch bei Menschen ohne Migrationshintergrund die Einsamkeit verschärft. »Bei den Geflüchteten sehen wir hingegen, dass sie sich schon über einen längeren Zeitraum einsam fühlen«, betonte Studienautorin Theresa Entringer. »Das ist gesundheitspolitisch bedenklich, da vor allem chronische Einsamkeit psychisch und physisch krank macht.«

Grund für die anhaltende Einsamkeit und die psychischen Belastungen bei Geflüchteten sei unter anderen ihre fehlende soziale Teilhabe. Seien Geflüchtete beispielsweise erwerbstätig, dann reduziere das ihre Einsamkeit. Auch wenn sie über bessere Deutschkenntnisse oder ein höheres Haushaltseinkommen verfügten, seien Geflüchtete weniger einsam, heißt es in der Studie weiter.

Die Studienautorinnen und -autoren empfehlen daher, weiter in die Sprachförderung und den Arbeitsmarktzugang von Geflüchteten zu investieren. Insbesondere Geflüchtete mit schlechterer psychischer Gesundheit sollten zusätzlich unterstützt werden. Auf diese Weise würden die Integration Geflüchteter gefördert und deren Einsamkeit und psychische Belastungen reduziert.

+++ Saarland beginnt Modellprojekt zum Lockdownausstieg +++

Saarbrücken. Das Saarland steigt nach Ostern aus dem Corona-Lockdown aus. Vom 6. April an - dem Dienstag nach den Feiertagen - sollen Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen. Voraussetzung sei ein tagesaktueller negativer Schnelltest, sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Donnerstag. Die lang anhaltenden Einschränkungen stießen bei den Menschen immer mehr an ihre Grenzen. Daher: »Ab dem 6. April wird wieder mehr privates, wieder mehr öffentliches Leben möglich sein.« Weitere Öffnungsschritte könne es nach dem 18. April geben: in der Gastronomie, beim Ehrenamt, in den Schulen. Auch bei den wegen der Pandemie geltenden Kontaktbeschränkungen werde gelockert, kündigte der saarländische Regierungschef an. Bei privaten Treffen im Freien sollten bereits im ersten Schritt bis zu zehn Personen erlaubt sein. Auch Kontaktsport im Außenbereich sei dann wieder möglich: »Immer in Kombinationen mit Testungen«, betonte Hans.

Für diesen Ausstiegsplan starte das Saarland ein Modellprojekt, sagte der CDU-Politiker. Bund und Länder hatten beim jüngsten Corona-Gipfel beschlossen, dass in Ländern und einzelnen Regionen zeitlich befristete Modellprojekte möglich sein sollen - »mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept, um einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens zu öffnen«. Das Saarland habe für ein solches Modellprojekt beste Voraussetzungen, sagte Hans. Zum einen sei die Sieben-Tage-Inzidenz im kleinsten deutschen Flächenland mit derzeit um die 70 eine der niedrigsten bundesweit. Zum zweiten verfüge das Saarland bereits über eine gute Infrastruktur für Tests. Es gebe 41 Testzentren im Land, zudem böten mehr als 300 Ärzte und Apotheken kostenfreie Antigen-Schnelltests an. Das Saarland habe frühzeitig 2,5 Millionen Schnelltests bestellt.

+++ Corona forciert weltweit Kinderarbeit +++

Augsburg. Die Corona-Pandemie drängt nach den Worten von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hunderttausende Kinder weltweit in die Kinderarbeit. »Das ist moderne Sklaverei«, sagte Müller der Zeitung »Augsburger Allgemeine« (Donnerstagsausgabe). Dabei gehöre Sklaverei »schon lange in die Geschichtsbücher und nicht in eine globalisierte Welt«. Müller äußerte sich anlässlich des Tags zum Gedenken an die Opfer der Sklaverei. »Die bittere Realität ist: Über 70 Millionen Kinder schuften unter ausbeuterischen Bedingungen, auf den Kakao- und Kaffeeplantagen Afrikas, in Fabriken und Minen - auch für unseren Wohlstand«, sagte er.

Das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Lieferkettengesetz könne beitragen, die Verhältnisse zu ändern. Es lege verbindliche Standards zur Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten fest. »Eine gerechte Globalisierung ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts«, betonte Müller.

+++ Impftempo stagniert bei deutlich unter 300.000 Impfungen pro Tag +++

Berlin. Vor dem angekündigten Schub bei den Corona-Impfungen stagniert das Tempo der Impfkampagne in Deutschland derzeit weiter. Laut Robert Koch-Institut wurden zuletzt rund 268.000 Impfdosen an einem Tag verabreicht. Es handelt sich dabei um den Wert vom Dienstag - vier Tage nach dem Ende des knapp viertägigen Astrazeneca-Impfstopps. Am Dienstag vor dem Impfstopp waren es 248.000 Dosen, am Freitag vor dem Stopp 304.000 Dosen. Von Land zu Land ist es dabei unterschiedlich, wie viel von dem gelieferten Serum bisher tatsächlich verimpft wurde. Das zeigen Daten, die das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. In welchem Umfang die Hochbetagten geschützt sind, ist zwischen den Ländern ebenfalls unterschiedlich, wie das Robert Koch-Institut in seinen Berichten zeigt. Mit erwarteten 70,5 bis 73,5 Millionen Corona-Impfdosen sollen im bevorstehenden zweiten Quartal deutlich mehr Menschen in Deutschland geimpft werden können, wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage mitteilte. Im ersten Quartal waren es 19,8 Millionen Dosen.

+++ RKI registriert 22.657 Corona-Neuinfektionen +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 22.657 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 228 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 17.504 Neuinfektionen und 227 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Donnerstagmorgen bundesweit bei 113,3 - und damit höher als am Vortag (108,1).

Der Höchststand von 1.244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3.500 Nachmeldungen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.713.180 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 456.200 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 75 440.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 1,00 (Vortag 1,04). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 100 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. Agenturen/nd

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