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Norwegens Fußballer protestieren gegen Katar

Beim Qualifikationsspiel für die WM 2022 in Gibraltar tritt das gesamte Nationalteam deutlich sichtbar für Menschenrechte ein

  • Marco Mader und Thomas Niklaus
  • Lesedauer: 3 Min.

Erling Haaland riss sich mit entschlossenem Blick die rote Trainingsjacke von seinem wuchtigen Oberkörper und präsentierte stolz seine klare Botschaft: »Menschenrechte - auf und neben dem Platz«, stand in schwarzen Buchstaben auf dem weißen Shirt, das der Stürmer von Borussia Dortmund und seine Kollegen von der norwegischen Fußball-Nationalmannschaft in Gibraltar pünktlich zu den ersten Klängen ihrer Nationalhymne einem Millionenpublikum zeigten. Eine deutliche Ansage an Katar zum Auftakt der Qualifikation für die umstrittene Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat.

Katar steht wegen der Ausbeutung von Arbeitsmigranten unentwegt in der Kritik. Dort seien laut der britischen Zeitung »Guardian« in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben. »Wir wollen den Fokus auf die Dinge lenken, über die im Vorfeld diskutiert wurde, darauf hatten auch die Jungs große Lust. Und ich gehe als gutes Beispiel voran«, sagte Nationaltrainer Stale Solbakken dann nach dem 3:0 (2:0)-Sieg am Mittwochabend. Der Coach hatte bei seinem Debüt ebenso wie alle Ersatzspieler das Shirt getragen und behielt es während der Partie unter seinem schwarzen Sakko an. Für ihn seien »Sport und Politik miteinander verbunden«, betonte Solbakken. Und der Sport sei in der Lage, »eine Botschaft zu senden«. Dies ist den Norwegern gelungen.

Fifa und Meinungsfreiheit

Dem Weltverband Fifa, der politische Statements im Rahmen seiner Spiele untersagt, dürfte die vielbeachtete Aktion kaum gefallen haben. »Wir glauben an die Meinungsfreiheit und daran, dass der Fußball die Kraft hat, Dinge zu ändern«, teilte die Fifa am Donnerstag mit. Sie wolle kein Disziplinarverfahren einleiten. Mögliche Strafen hielten die Norweger aber im Vorfeld nicht ab. »Ich bin da ganz ruhig. Ich glaube nicht, dass das zu Sanktionen führen wird. Aber falls doch, nehmen wir das an, was eventuell kommen wird«, sagte Pal Bjerketvedt, Generalsekretär des norwegischen Verbandes. Den Mund wollen sich die Norweger ohnehin nicht verbieten lassen. Solbakken kündigte für das zweite Spiel in der WM-Qualifikation am Sonnabend in Malaga gegen die Türkei eine weitere Aktion an.

Kritik gab es aber auch, vom Gegner. Gibraltars Trainer Julio Ribas wolle nicht, »dass Menschenrechte mit Fußball vermischt werden«. Er hätte es seinen Spielern »nie« erlaubt. Solbakken nannte die Aussage »sinnlos«. Der norwegische Zweig von Amnesty International begrüßte dagegen ausdrücklich die Aktion. »Ich bin super froh, dass sie sich dafür entschieden haben«, sagte Generalsekretär John Peder Egenaes. Und auch der neue Mannschaftskapitän Martin Ödegaard betonte, die gesamte Mannschaft stehe hinter der Ansage.

Diskussion über Boykott der WM

Schon beim Aufwärmen trugen die Norweger Shirts mit einer anderen Aufschrift: »Respekt - auf und neben dem Platz«. Man wolle die Fifa unter Druck setzen, damit dieser gegenüber Katar härter auftritt, hatte Nationaltrainer Solbakken bereits am Dienstag gesagt, als er die Aktion ankündigte, ohne ins Detail zu gehen. Der norwegische Fußball diskutiert schon seit Wochen über einen möglichen Boykott der WM in Katar, den inzwischen mehrere norwegische Erstligisten und viele Fans unterstützen. Das Nationalteam um Haaland und Co. will 2022 im Falle einer erfolgreichen Qualifikation antreten, aber weiterhin Zeichen setzen. Die Botschaft von Gibraltar sei erst der Anfang.SID/nd

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