Recht statt Gerechtigkeit

Stephan Fischer sieht die Grenzen des George-Floyd-Prozesses

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Ein »faires und gerechtes Urteil« zu fällen - dazu sind im Prozess gegen den US-Polizisten Derek Chauvin die Geschworenen um den gewaltsamen Tod des Schwarzen Georg Floyd verpflichtet. Wenn der Prozess fair und transparent abläuft, ist fast das Maximum dessen erreicht, was ein Strafprozess zu leisten vermag. Recht ist eine, Gerechtigkeit eine andere Sache.

»Sühne« für Jahrzehnte des Rassismus zu leisten - das kann kein Prozess, der kein politischer Prozess sein soll. Natürlich ist ein Prozess niemals unpolitisch, seine Ursache liegt nicht im luftleeren Raum, dort findet er auch nicht statt - besonders dieses Verfahren nicht. Aber auch wenn an einer Schuld Chauvins keinerlei Zweifel besteht, muss das Urteil am Ende über juristische Zweifel erhaben sein, um nicht noch mehr Unfrieden zu stiften.

Der Prozess wird viele enttäuschen. Gibt es ein Urteil, wird es vielen zu sanft ausfallen. Andere werden das Verfahren an sich bereits als nicht fair und damit für sie akzeptabel erachten. Die Jury im Prozess kann zum Schluss urteilen - aber der politische Prozess muss woanders stattfinden: in der Aushandlung der Regeln der Polizeiarbeit zum Beispiel, an die sich Chauvin laut Verteidigung gehalten haben soll. Dafür ist aber der Gerichtssaal nicht der Ort. Er ist ein Ort des Rechts - nicht der Gerechtigkeit.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.