Bedrohter

Der Geflüchtete Tareq Alaows zieht seine Bundestags-Kandidatur zurück.

  • Vanessa Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Tareq Alaows wäre vielleicht ein Politiker geworden, wie ihn sich viele Menschen wünschen. Einer, der die Ungerechtigkeit dieser Welt selbst erlebte und sich aktiv dagegen einsetzen wollte. Einer, der anderen Geflüchteten eine Stimme geben wollte.

Doch daraus wird vorerst wohl nichts: Am Dienstag gab Alaows bekannt, seine Bundestagskandidatur für die Grünen zurückzuziehen. Die Bedrohungslage für ihn und ihm nahestehende Menschen sei zu groß. In den vergangenen Wochen habe er »massive Rassismuserfahrungen« gemacht; seine Kandidatur habe gezeigt, dass es »in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauche, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen«, so Alaows.

Der 31-Jährige war vor sechs Jahren als Asylsuchender aus Damaskus nach Deutschland gekommen. In Syrien hatte er Jura studiert und für den Roten Halbmond gearbeitet. Nach schrecklichen Kriegs- und Fluchterfahrungen landete er 2015 zunächst in einer Turnhalle in Bochum - und kämpfte seitdem dafür, die Lebensbedingungen geflüchteter Menschen zu verbessern. Er schloss sich der selbstorganisierten Gruppe »Refugee Strike Bochum« an und veranstaltete Protestcamps. Als Innenminister Seehofer (CSU) 2018 die zivile Seenotrettung blockierte, organisierte Alaows die ersten Seebrücke-Demos mit. Seine Direktkandidatur für den nordrhein-westfälischen Wahlkreis Oberhausen-Wesel III hatte er erst Anfang Februar angekündigt. Die deutsche Staatsbürgerschaft, die er als Mitglied des Bundestages bräuchte, hat er längst beantragt und bekommt sie aller Voraussicht nach bis zur Bundestagswahl im Herbst.

Inzwischen haben sich zahlreiche Politiker*innen mit Alaows solidarisiert. Es bleibt zu hoffen, dass sein Rückzug auch ein Weckruf für alle Parteien ist, endlich diverser zu werden. Vielleicht kann Alaows dann zur Bundestagswahl 2025 tatsächlich antreten.

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