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Kämpfende Ärztin
Anastassija Wassiljewa streitet für Alexej Nawalny und Kollegen in Not
Als Anastassija Wassiljewa am Dienstagnachmittag vor die Kameras trat, klang sie fest entschlossen. »Wenn hier nichts passiert, werden meine Kollegen und ich morgen und übermorgen wiederkommen, Informationen fordern und irgendwie an der Behandlung teilnehmen«, erklärte die Ärztin vor dem Straflager IK-2, hundert Kilometer östlich von Moskau. Zuvor hatte sie vergeblich Zugang zu Kremlkritiker Alexej Nawalny gefordert, der sich im Hungerstreik befindet und unter starken Rückenschmerzen mit Lähmungserscheinungen in den Beinen, Husten und Fieber leiden soll. »So geht das nicht. Hier darf man nicht weichen«, erklärte Wassiljewa kategorisch. »Das ist eine Frage von Leben und Tod.« Kurz darauf wurde sie festgenommen.
Die unerschrockene 37-Jährige ist keine Unbekannte: Wassiljewa ist Nawalnys persönliche Ärztin sowie Gründerin der unabhängigen Gewerkschaft »Allianz der Ärzte«, welche sich für bessere Arbeitsbedingungen russischer Mediziner einsetzt und den Umgang des Kreml mit der Coronakrise kritisiert. Der 2018 ins Leben gerufene Berufsverband verfügt über 42 Vertretungen in den russischen Regionen und zählt knapp 5000 Mitglieder.
Mit gewerkschaftlichen Fragen beschäftigt sich die Mutter zweier Kinder erst seit vier Jahren. Zuvor interessierte sie sich nicht für Politik, ging nie zu Wahlen und begeisterte sich für die Annexion der Krim. »Ich dachte wirklich, dass wir einen wunderbaren Staat und einen ausgezeichneten Präsidenten haben«, erzählte sie in einem Interview.
Erst die Bekanntschaft mit Alexej Nawalny, dessen Augen sie nach einem Anschlag mit einem Desinfektionsmittel im Jahr 2017 behandelte, politisierte sie. Als Wassiljewas Mutter kurz darauf wegen Einsparungen ihre langjährige Stelle als Ärztin verlor, vermittelte Nawalny einen Anwalt, welcher diese wieder in ihren Job einklagte. Der Erfolg sprach sich herum, immer mehr Ärzte baten Wassiljewa um Unterstützung, die daraufhin ihre Gewerkschaft gründete.
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