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Freiheiten für Geimpfte nützen allen
Mascha Malburg fände es fair, wenn für Geimpfte gelockert würde
Dieser Artikel ist Teil einer Pro/ Kontra Debatte. Für das Kontra klicken Sie bitte hier.
Ja, auch für mich, die erst im Sommer ihre erste Impfdosis erwartet, war es die beste Nachricht der Woche: Laut einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts schützen Impfungen nicht nur davor, an Covid-19 zu erkranken, sondern verhindern auch in hohem Maße, dass man das Virus weitergeben kann. Spätestens ab dem 15. Tag nach der zweiten Spritze sei das Risiko einer Virusübertragung »geringer als das Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlos infizierten Personen«, schrieb Institutsleiter Lothar Wieler ein wenig verklausuliert an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Unterm Strich heißt das einfach: Wer geimpft einen Friseur, den Sportkurs oder die Freundin besucht, setzt seine Mitmenschen einer geringeren Gefahr aus, als wenn er sich ungeimpft vorher negativ getestet hätte. Das bedeutet für meine Oma, bald auch für Mama und die erstgeimpfte Krankenschwester im Freundeskreis nicht nur die erleichternde Gewissheit, kaum mehr andere zu gefährden, sondern auch eine echte Hoffnung auf die Rückeroberung ihrer Freiheiten, auf die sie seit einem Jahr verzichten mussten.
Die frohe Botschaft ist auch schon in Berlin angekommen: Es gäbe nun keinen Grund mehr, die Einschränkungen der Grundrechte für geimpfte Menschen aufrechtzuerhalten, meint Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), Koalitionskollegen folgten. Nur die AfD lehnt mit Verweis auf die Gerechtigkeit mögliche Lockerungen für Geimpfte strikt ab.
Dabei wäre die von der Partei beanstandete »Ungleichbehandlung« häufig sogar zum Vorteil aller: Müssten die Geimpften zum Beispiel nicht mehr für jede Kleinigkeit zum Testzentrum rennen, würden Ungeimpfte schneller an die Stäbchen kommen. Und selbst wer es Oma nicht gönnt, mal wieder ins Kino zu gehen, verbaut sich am Ende nur die eigene Freiheit: Denn ohne die Eintrittsgelder der Generation Geimpft überlebt das kleine Kiezkino nebenan vielleicht gar nicht, bis man selbst wieder hineindarf. Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir Oma für den Besuch in einem der gebeutelten Technoclubs begeistern können.
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