Intensivmediziner für harten Schnitt

Ärzte fordern: Mit Lockdown Zeit für das Impfen gewinnen

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschlands Intensivmediziner haben am Freitag ihren warnenden Ton noch einmal deutlich verschärft - und diese Grundtendenz mit aktuellen Zahlen untermauert. In der letzten Woche habe man auf den Intensivstationen noch 3600 Covid-19-Patienten versorgt, jetzt seien es 4474, erklärte Gernot Marx, Chef des Fachverbandes Divi.

Es setze sich zudem die Tendenz fort, dass die Patienten immer jünger werden: Ihr Alter liege nun zumeist zwischen 40 und 70. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, sagte Marx. Wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen würden, wachse die dritte Pandemiewelle über die zweite hinaus, mahnte er. Bereits Ende April rechnet die Divi bundesweit mit mehr als 5000 Covid-Patienten. »Die Kliniken gehen in einen katastrophenähnlichen Zustand«, sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters. 500 Kliniken in Deutschland könnten bereits jetzt schon keine Covid-Patienten mehr aufnehmen. Die Zahl der bundesweit freien Intensivbetten wird mit etwa 3600 angegeben. Ein Großteil davon muss allerdings für Nicht-Covid-Patienten frei bleiben - für Notfälle wie Schlaganfälle oder Unfallpatienten.

Enttäuscht zeigte sich Marx auch über die Absage der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag: »Wir waren dafür, dass die MPK vorgezogen wird.« Er hoffe dennoch auf zeitnahe Entscheidungen: »Den harten Lockdown brauchen wir heute besser schon als morgen.« Die Divi hatte das schon vor zwei bis drei Wochen gefordert und sieht sich jetzt in ihren warnenden Vorhersagen bestätigt. Einen Zusammenhang stellte die Organisation auch zu den Fortschritten beim Impfen her: Hier sei die Bundesrepublik auf de Zielgeraden, es sollten aber nicht auf den letzten Metern unnötig Menschen gefährdet werden, kurz bevor sie durch eine Impfung geschützt werden könnten. Ein erneuter und schärferer Lockdown könnte aus Sicht der Intensivmediziner dazu beitragen, Zeit fürs Impfen zu gewinnen.

Divi steht für die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, der 2300 Mitglieder angehören, darunter Fachverbände und Einzelpersonen. Dass Divi-Intensivregister erfasst die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin von etwa 1300 Akutkrankenhäusern. Zudem werden auch aktuelle Fallzahlen intensivmedizinisch behandelter Covid-19-Patienten aufgezeichnet. Das Register ermöglicht es, Engpässe in der Versorgung zu erkennen.

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