- Politik
- K-Frage
Schaulaufen der Kandidaten
Laschet und Söder werben in der Unionsfraktion für sich
Die Entscheidung darüber, wer Kanzlerkandidat von CDU und CSU wird, könnte noch diese Woche fallen. Am Dienstag warben CDU-Chef Armin Laschet und sein Kollege von der CSU, Markus Söder, vor den Abgeordneten der Bundestagsfraktion der Unionsparteien für sich - und grenzten sich dabei deutlich voneinander ab.
Laschet appellierte an die Geschlossenheit und Einigkeit der Union. »Wir brauchen keine One-Man-Show«, sagte er nach Angaben von Teilnehmern offenbar in Richtung Söder und nannte als mahnendes Beispiel für diesbezügliche Pannen die SPD. Die habe sich monatelang mit nichts anderem als mit ihrem Parteivorsitz beschäftigt.
Am Montag hatten die Präsidien von CDU und CSU jeweils ihren Vorsitzenden den Rücken für die Kanzlerkandidatur gestärkt, nun bestand Söder darauf, auch ein Meinungsbild der Fraktion einzuholen. Er forderte demnach, die Union müsse »alles unternehmen, um so stark wie möglich zu sein und um so viele Abgeordnete wie möglich in den Bundestag zu bekommen«. Für einen Wahlsieg in der aktuellen, für die Union sehr kritischen Phase bräuchten CDU und CSU die »maximal beste Aufstellung, um erfolgreich zu sein«, und »nicht nur die angenehmste«. In Umfragen, wem die Bürger am ehesten die Führung der Bundesregierung zutrauen, kommt Söder derzeit auf die besten Werte. Seine Äußerungen dürften als Hinweis darauf zu verstehen sein.
Laschet betonte, die Union werde aus ihrem Umfragetief nur herauskommen, wenn man in der Bekämpfung der Corona-Pandemie besser werde. Offensiv ging Laschet Söder demnach wegen dessen Vorschlag einer »Klima-Allianz« mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) an. Dies könne man auf Länderebene machen, es sei aber auch gefährlich: »Am Ende wählen die Leute dann die Grünen.«
Söder, der den Angaben zufolge etwa doppelt so lange wie Laschet sprach, sagte mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg der Grünen: »Ist man Juniorpartner, bleibt man Juniorpartner. Und das kann nicht unser Anspruch sein.« Er habe nichts gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock, sagte der bayerische Ministerpräsident und fügte hinzu: »Aber denen dürfen wir unser Land nicht überlassen.«
Laschet und Söder waren persönlich zur Sitzung im Reichstagsgebäude in Berlin erschienen, wo die Fraktion teils in Präsenz, teils virtuell zugeschaltet zu ihren regulären Beratungen zusammengekommen war.
In der Sitzung maß Söder der Bundestagsfraktion eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über die Kanzlerkandidatur bei. »Es gibt nur ein Gremium, das gemeinsam tagt und als gemeinsames Gremium wahrgenommen wird.« Es sei eine »Frage von Respekt und Anstand«, dass die Abgeordneten sich ein Bild von den Bewerbern machen könnten. Laschet mahnte, es müsse nun zügig geklärt werden, wer »als Kanzlerkandidat der Union in die Bundestagswahl geht«. Die Menschen erwarteten zu Recht, »dass die Union unser Land gut durch die Krise führt«.
Nach Informationen aus Teilnehmerkreisen stellten sich auch mehrere Abgeordnete aus der CDU hinter eine Kandidatur von Söder, unter ihnen Norbert Barthle aus Baden-Württemberg und Marco Wanderwitz aus Sachsen. Wanderwitz ist zugleich Ostbeauftragter der Bundesregierung. Fraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hielten sich noch bedeckt. Dobrindt sprach sich für eine »Teamlösung« aus. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.