• Kommentare
  • Gewerkschaften und Bundestagswahl 2021

Quadratur des Kreises

Simon Poelchau über das Steuerkonzept der Gewerkschaften

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Entlasten ist immer besser als belasten – dieses steuerpolitische Dogma hat sich durch jahrzehntelange Vorherrschaft des Neoliberalismus massiv ins öffentliche Bewusstsein eingefressen. Es ist so verfestigt, dass auch der Deutsche Gewerkschaftsbund in seinem am Dienstag vorgestellten Steuerkonzept zunächst einmal erklären muss, dass er untere und mittlere Einkommen entlasten will. Dass er Spitzenverdienende und Vermögende wieder stärker zur Finanzierung des Gemeinwesens heranziehen will, erwähnt der DGB erst im zweiten Atemzug.

Dabei gehören beide Sachen zusammen, nur so gelingt die steuerpolitische Quadratur des Kreises. Will man die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft »entlasten« und gleichzeitig mehr Geld für die Allgemeinheit haben, so muss man unweigerlich die reichsten fünf Prozent stärker zur Kasse bitten. Doch war es schon ein anderer Zungenschlag, als Gewerkschaften und Sozialverbände unter dem Label »Umfairteilen« noch weitaus offensiver eine stärkere Besteuerung von Reichen forderten.

Ob der DGB nun mit seiner verbalen Mäßigung Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Wenn es nicht zu einem grundlegenden Politikwechsel nach der Bundestagswahl kommt, werden maximal Einzelforderungen umgesetzt.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.