Evangelikaler

André Mendonça könnte in das Oberste Gericht Brasiliens rücken

»Ungeheuer evangelikal« würde der Neue sein: Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro muss noch ein altes Versprechen an die christlichen Fundamentalisten im Land einlösen, auf deren Stimmen er auch bei der kommenden Wahl erpicht ist. Nun signalisierte er den Führern der Megasekten mit ihren zig Millionen Anhängern, dass er in André Mendonça den richtigen Mann sieht, den im Juli frei werdenden Platz am Obersten Gerichtshof zu besetzen. Dann verabschiedet sich der Dekan der Kammer, Marco Aurélio Mello, in den wohldotierten Ruhestand; für den Staatschef die Gelegenheit, dort einen Richter seiner Wahl unterzubringen. Das Gericht ist ein zentraler politischer Akteur und bildet ein Hindernis für die autoritären Abenteuer des Faschisten Bolsonaro und bei der weiteren Aushöhlung des säkularen Staats.

Bolsonaros Favorit für den einflussreichen Job wurde 1972 in Santos an der Küste von São Paulo in eine streng religiöse Familie hineingeboren. Auf ein Studium der Rechts- und Sozialwissenschaften folgte eines für öffentliches Recht in Brasília und im spanischen Salamanca, wo er auch promovierte. Von 1997 bis 2000 war der Jurist bei einem Ölunternehmen in Rio beschäftigt, um anschließend eine Karriere in den Justizbehörden einzuschlagen. Binnen eines Jahrzehnts brachte es Mendonça zum obersten Wächter über öffentliches Eigentum bei der Generalstaatsanwaltschaft. Von 2016 bis 2018 beriet er den Minister des staatlichen Rechnungshofs.

2019 machte Bolsonaro seinen Getreuen zum Generalanwalt und damit Chefverteidiger der Institutionen des Präsidenten und der Bundesregierung. Von April 2020 an Justizminister, kehrte Mendonça erst im März auf diesen Posten zurück. Aktuell setzt sich Bolsonaros Apostel, der auch als Prediger der presbyterianischen Kirche »Hoffnung von Brasilien« wirkt, dabei mit Verve und fleißigen Verweisen auf die Bibel dafür ein, die Gottesdienste trotz Pandemie zu öffnen.

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