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+++ EU-Kommission geht rechtlich gegen Astrazeneca vor +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 26. April 2021: +++ Bund und Länder beraten über Lockerungen für Geimpfte +++ Drogenbeauftragte: Süchtige sollen bei Impfungen bevorzugt drankommen +++ RKI registriert 11 907 Neuinfektionen +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Brüssel. Im Streit über ausbleibende Impfstofflieferungen hat die EU-Kommission rechtliche Schritte gegen den Hersteller Astrazeneca eingeleitet. Man habe das Verfahren vor einem belgischen Gericht auch im Namen der 27 Mitgliedsstaaten gestartet, teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit.

Der britisch-schwedische Hersteller hatte die Lieferungen von Corona-Impfstoff an die Europäische Union in den vergangenen Monaten immer wieder einseitig drastisch gekürzt. Im ersten Quartal gingen nur 30 Millionen statt 120 Millionen Impfdosen an die 27 Staaten. Für das zweite Quartal werden nach jüngsten Angaben 70 Millionen Dosen erwartet. Ursprünglich waren 180 Millionen vereinbart. Aus Sicht der EU-Kommission verstößt der Hersteller damit gegen einen EU-Rahmenvertrag vom August 2020. Insgesamt hat die EU-Kommission 300 Millionen Dosen von Astrazeneca bestellt. Eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen ließ sie ungenutzt verstreichen.

Das Verhältnis zwischen der EU-Kommission und dem Unternehmen ist schon lange angespannt - auch, weil Großbritannien von den Lieferproblemen kaum betroffen war. Die EU hatte deshalb einen Export-Kontrollmechanismus eingeführt. Eine Lieferung über 250 000 Astrazeneca-Dosen aus Italien nach Australien wurde blockiert. Die EU-Kommission hatte bereits ein Schlichtungsverfahren mit dem Unternehmen eingeleitet. Die Klage ist nun der nächste Schritt. An den Lieferrückständen dürfte sich dadurch allerdings nichts ändern.

+++ Berliner Tafel erreicht mehr Menschen als vor der Pandemie +++

Berlin. Die Berliner Tafel hat im ersten Quartal 2021 jeden Monat rund 130.000 Menschen mit Lebensmitteln versorgt - das sind monatlich 5000 Menschen mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem der Bedarf der sozialen Einrichtungen ist gestiegen, wie die Tafel am Montag mitteilte. Über 350 Partnerorganisationen erreicht die Tafel demnach monatlich rund 90.000 Menschen, 15.000 Menschen mehr als im Vorjahr. Gerade im Winter hätten sich viele neue Hilfsorganisationen gegründet, die etwa Obdachlose mit Lebensmittelpaketen versorgen.

»Nach unserer Erfahrung und Einschätzung der langfristigen Corona-Folgen wird die Nachfrage bedürftiger Menschen weiterhin sichtbar steigen«, sagte Sabine Werth, Gründerin und Vorsitzende der Berliner Tafel. Andererseits suchen momentan jeden Monat rund 10.000 Menschen weniger die Ausgabestellen der Tafel auf, wie es hieß. Grund dafür ist wohl die Corona-Pandemie: Besonders ältere Menschen würden momentan das Haus nur ungern verlassen und öffentliche Verkehrsmittel meiden. Außerdem könnten manche Ausgabestellen wegen der Abstandsregeln momentan nur alle zwei Wochen öffnen.

+++ Bund und Länder treffen sich zu Impfgipfel +++

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder kommen am Montagnachmittag (15.00 Uhr) für einen Impfgipfel zusammen. Bei der Videokonferenz wird im Mittelpunkt stehen, welche Corona-Beschränkungen für Geimpfte und Genesene wegfallen könnten. Anschließend ist eine Pressekonferenz geplant, an der auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) teilnimmt. Berlin hält den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz.

Einem Eckpunktepapier von Samstag zufolge ist die Bundesregierung der Auffassung, dass es für vollständig gegen Covid-19 Geimpfte und für Genesene Ausnahmen von den geltenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen geben soll. Demnach könnten ihnen bei Einreiseregeln, Zugang zu Ladengeschäften und bestimmten Dienstleistungen dieselben Ausnahmen eingeräumt werden, die für negativ Getestete gelten.

Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung oder das Abstandsgebot würden jedoch auch für Geimpfte, Genesene und Getestete noch für einen längeren Zeitraum weiter gelten. Auch ein Anspruch auf die Öffnung bestimmter Einrichtungen - etwa Museen oder Schwimmbäder - ergibt sich nach Einschätzung der Bundesregierung aus den für Geimpfte und Genesene festzulegenden Ausnahmen nicht.

+++ Drogenbeauftragte: Süchtige sollen bei Impfungen bevorzugt drankommen +++

Berlin. Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern fordert die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), eine bevorzugte Immunisierung von Drogenabhängigen. »Menschen mit Suchterkrankungen haben ein deutlich geschwächtes Immunsystem und sind daher besonders gefährdet für einen schweren Covid-19-Verlauf«, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschlands vom Montag zur Begründung.

Süchtige litten oftmals an chronischen Erkrankungen wie Asthma, Leberzirrhose oder Depressionen, führte Ludwig aus. »Natürlich müssen diese vulnerablen Gruppen in einer Pandemie besonderen Schutz erhalten. Es macht also absolut Sinn, wenn diese Personengruppen prioritär gegen Covid-19 geimpft werden.«

Eine rasche Impfung diene nicht nur dem Schutz der Betroffenen selbst, sondern dem Schutz aller, fügte Ludwig hinzu. Jeder Geimpfte sei schließlich ein weiterer Fortschritt Richtung Herdenimmunität. »Neid oder Missgunst sind hier also absolut nicht angebracht«, betonte die Drogenbeauftragte.

+++ RKI registriert 11 907 Neuinfektionen +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 11 907 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen des RKI von Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.08 Uhr wiedergeben. Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben innerhalb von 24 Stunden 60 neue Todesfälle verzeichnet. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Montags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 11 437 Corona-Neuinfektionen und 92 neue Todesfälle gemeldet.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 169,3. Am Sonntag hatte das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 165,6 angegeben, am Montag vergangener Woche mit 165,3.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von Sonntagnachmittag bei 1,08 (Vortag: 1,09). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 108 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

++ Indische Corona-Variante löst weltweit Besorgnis aus +++

Neu Delhi. Indiens Gesundheitssystem droht unter der Corona-Last zusammenzubrechen. Der rasante Anstieg der täglichen Neuinfektionen hat zu einer Knappheit an Medikamenten und medizinischem Sauerstoff geführt, vor den Krankenhäusern stehen die Patienten Schlange. Mitverantwortlich für die dramatische Lage ist vermutlich die neue Virus-Mutante B.1.617. Deutschland hat deshalb wie andere Länder ab Montag einen weitgehenden Einreisestopp für Indien verhängt.

Das indische Gesundheitsministerium wies Ende März 2021 auf die indische Mutation hin. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie demnach bei 15 bis 20 Prozent der analysierten Proben in dem am stärksten von der Pandemie betroffenen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen. Jüngsten Angaben zufolge macht B.1.617 in Indien mittlerweile rund 60 Prozent der Corona-Neuinfektionen aus. Auch in 18 weiteren Ländern wurde die Variante bereits festgestellt.

Nach Angaben des Direktors des Zentrums für Zell- und Molekularbiologie in Hyderabad, Rakesh Mishra, hat sich die indische Mutante bislang erfolgreicher verbreitet als andere Virus-Varianten. »Langsam wird sie sich durchsetzen und die anderen Varianten verdrängen«, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die Mutante B.1.617 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang als »von Interesse« eingestuft. Anders als die Varianten, die zuerst in Brasilien, Südafrika und Großbritannien entdeckt wurden, gilt B.1.617 bislang nicht als »besorgniserregend«.

Die indische Mutation E484Q ist verwandt mit der britischen, südafrikanischen und brasilianischen Mutation E484K. Diese steht im Verdacht, den Schutz durch die Antikörper zu verringern, die ein Mensch nach einer vorangegangenen Erkrankung oder Impfung gegen das Corona-Virus aufgebaut hat, wie der Evolutionsvirologe Stephen Goldstein von der Universität Utah erklärt.

Nach Angaben des indischen Experten Mishra wird die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen die indischen Mutante derzeit getestet. Experten sind der Meinung, dass eine Impfung in jedem Fall einen gewissen Schutz bietet, insbesondere vor einem schweren Verlauf der Krankheit. Agenturen/nd

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