Zahlen & Fakten
Doppelte Nachteile im Job für Frauen mit Handicap
Die »Aktion Mensch« weist darauf hin, dass geschlechterspezifische Lohndiskriminierung auch Frauen mit Behinderung trifft. Einer Studie zufolge sind sie auf dem Arbeitsmarkt doppelt benachteiligt. Im Durchschnitt würden weibliche Erwerbstätige mit Behinderung 667 Euro netto weniger pro Monat verdienen als Männer mit einer Behinderung. Nur jede zehnte Beschäftigte mit Behinderung arbeite in einer leitenden Position.
Den Angaben der »Aktion Mensch« zufolge hat sich etwa die Hälfte aller Frauen mit Behinderung in der Vergangenheit bereits in einem Bewerbungsverfahren diskriminiert gefühlt. Auch seien die weiblichen Erwerbstätigen mit Behinderung in Partnerschaften stärker durch Aufgaben in Haushalt und Familie belastet als Männer. Rund ein Drittel sei mit der Aufgabenteilung nicht zufrieden und beklage mangelnde Unterstützung
Christina Marx, Sprecherin der »Aktion Mensch«, sagte, um sich im Arbeitsleben zu behaupten, müssten Frauen mit einer Behinderung einer gleich zweifachen strukturellen Benachteiligung entgegentreten. Sie forderte einen Arbeitsmarkt, der die individuellen Stärken und Qualifikationen von Bewerber*innen berücksichtigt »und sich Inklusion und Gendergerechtigkeit zur Maxime macht«.
Die vom Sinus-Institut im Auftrag der »Aktion Mensch« durchgeführte Studie hat eine bundesweite Befragung mit rund 2000 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 64 Jahren mit elf leitfadengestützten Tiefeninterviews verbunden, die mit erwerbstätigen Frauen mit Schwerbehinderung der gleichen Altersspanne geführt wurden. Dabei handele es sich um einen erstmaligen systematischen Vergleich der Erwerbssituation von Frauen mit und ohne Schwerbehinderung im Verhältnis zu Männern mit und ohne Schwerbehinderung. Ziel der Förderorganisation »Aktion Mensch« ist es, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung zu verbessern.
Bundesprogramme sichern Ausbildungsplätze
Die Beschlüsse zur Weiterentwicklung des Ausbildungsprogrammes sehen den Angaben unter anderem vor, die Ausbildungs- und Übernahmeprämien zu verdoppeln. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, dass die Prämien doppelt so hoch sein werden, werde hoffentlich mehr Unternehmen motivieren, junge Menschen auszubilden. »Dass künftig auch größere Unternehmen gefördert werden können, soll für noch mehr Ausbildungsplätze sorgen.«
Für das neue Ausbildungsjahr werden die Prämien zum 1. Juni 2021 von 2000 und 3000 Euro auf 4000 und 6000 Euro verdoppelt. Die Zuschüsse zur Vermeidung von Kurzarbeit und die Förderung von Auftrags- und Verbundausbildung werden verbessert. Ein Sonderzuschuss hilft Kleinstunternehmen. Kosten für externe Vorbereitungskurse werden anteilig übernommen. Die Förderung einer Auftrags- oder Verbundausbildung wird attraktiver.
Positive Signale am Arbeitsmarkt
Am Arbeitsmarkt stehen die Zeichen nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf Erholung. Der Frühindikator des Forschungsinstituts der BA (IAB) zeigt positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung im zweiten Quartal, wie das Institut in Nürnberg mitteilte.
Mit einem Plus von 0,7 Punkten auf 101,7 Punkte im März gegenüber dem Vormonat stehe das Arbeitsmarktbarometer so günstig wie vor der Corona-Krise im Februar 2020, hieß es weiter.
Sowohl bei der Beschäftigungsentwicklung als auch der Arbeitslosigkeit zeigten sich positive Signale. Dennoch warnt das Institut: »Die Risiken der Pandemie bleiben immens. Die Krise ist in den nächsten Monaten noch nicht vorbei.«
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte nach den Angaben im März um 0,6 Punkte zu. Damit werde ein leichter Beschäftigungsaufbau erwartet.
Die Komponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers zur Vorhersage der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit liegt den Angaben von IAB zufolge mit 102,3 Punkten deutlich im positiven Bereich und lässt eine sinkende Arbeitslosigkeit erwarten. Die wiederum stieg gegenüber dem Monat Februar um 0,8 Punkte. Agenturen/nd
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