Die Angst nimmt zu

Lisa Ecke über die Bertelsmann-Studie zu Ausbildungsperspektiven

Es gab schon immer eine große Angst davor, gesellschaftlich ganz am Rand zu landen, in der Hierarchie ans Ende abzusteigen, erwerblos zu werden. Zumindest unbewusst scheint offenbar für viele Menschen klar zu sein, dass es einem sehr schwer gemacht wird, wieder aus der Erwerbslosigkeit herauszukommen. Die Coronakrise hat nun noch einmal vielen gezeigt, dass der Abstieg in die Arbeitslosigkeit nicht etwa am persönlichem Scheitern liegt, sondern vielmehr von äußeren Umständen abhängt.

Auch bei der Mehrheit der jungen Menschen ist die Angst vor der Erwerbslosigkeit angekommen. Nichts anderes zeigt die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, der zufolge über zwei Drittel der Jugendlichen in Deutschland befürchten, dass die Corona-Pandemie ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz verschlechtert hat. Die Studienautoren kommen auch zu dem Ergebnis: Je niedriger die Schulbildung, desto größer die Sorgen und die Verunsicherung der Jugendlichen. Viele scheinen nicht mehr an die Beteuerungen ihrer Lehrer und Eltern zu glauben, dass sie sich nur genug anstrengend müssen, um später einmal einen sicheren, gut bezahlten Job zu finden. Dem Versprechen der Leistungsgerechtigkeit wird immer weniger vertraut. Der Aussage, dass es besser ist, »einen höheren Schulabschluss zu machen, weil man dann auch in Krisenzeiten bessere Chancen hat«, stimmen nur etwas über die Hälfte »voll« beziehungsweise »eher« zu. 44 Prozent machen sich sogar »richtig ernsthafte Sorgen«, wie es mit ihnen in Schule, Ausbildung oder dem Beruf weitergeht.

Bereits 2020 gab es einen Einbruch bei den Ausbildungszahlen, 2021 wird es wohl ähnlich schlecht aussehen. Die Angst der Jugendlichen ist viel mehr als eine subjektive Befindlichkeit. Vielleicht führt sie dazu, Vorurteile gegenüber Erwerbslosen zu überdenken, für eine wirklich existenzsichernde Sozialhilfe einzustehen. Vielleicht führt sie aber auch zu einem noch härteren Kampf um Jobs.

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