Durchatmen statt durchdrehen

Claudia Krieg über die Kämpfe für eine familienfreundliche Politik

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Drei Stunden pro Woche. Soviel Zeit umfasst das Angebot der flexiblen, kostenlosen Kinderbetreuung, wie es sie im Bezirk Lichtenberg seit drei Jahren gibt. Es sei das »Herzstück« des Engagements für die über 12 000 Alleinerziehenden im Bezirk, von denen drei Viertel Frauen sind, sagt Norma Schubert. Als Koordinatorin des Netzwerk Alleinerziehende Lichtenberg, das sich für Menschen einsetzt, die ohne die unmittelbare Unterstützung eines weiteren Elternteils den Alltag mit Kindern meistern, weiß sie wovon sie spricht. Der Bezirk hat die höchste Quote alleinerziehender Eltern in der Hauptstadt: In Neu-Hohenschönhausen Nord waren allein im Jahr 2017 etwa 44 Prozent aller Haushalte mit schulpflichtigen Kindern Ein-Eltern-Familien.

Nicht alle Alleinerziehenden sind arm oder benachteiligt. Und Trennungen bedeuten auch nicht ausschließlich »kaputte Familien«, sondern Veränderungen von als belastend empfundenen Beziehungssituationen, die zwar emotional herausfordernd, aber auch für alle Beteiligten befreiend sein können. Das heißt, Menschen übernehmen auch Verantwortung für ihre Gesundheit und die ihrer Kinder, manchmal nicht nur für die psychische, sondern auch für die physische, wenn es um Trennungen vor dem Hintergrund von gewaltsamen Konflikten geht.

Diese Menschen in das Zentrum von Angeboten zu rücken, die Entlastung und Ausgleich bieten, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Denn wie eine Gemeinschaft dafür sorgt, dass die in ihr lebenden Kinder betreut und versorgt sind, betrifft die Frage nach der Zukunft dieser Gemeinschaft.

Drei Stunden die Woche zur freien Verfügung für alleinerziehende Eltern kann nur ein Anfang sein. Mehr Kita- und Hortangebote, mehr Ausbildung und Berufe in Teilzeit, sichere Wohnungen und gute Jobs statt Druck, Unsicherheit, Stress und Behördenärger müssen folgen. Statt in einer von der kapitalistischen Produktionsweise und dem Primat des Profits angetriebenen Gesellschaft zurechtkommen zu müssen, sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen - in welchen sozialen Konstellationen er auch immer lebt. Es geht für alle darum, durchzuatmen statt durchzudrehen.

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