Nur Leuchttürme reichen nicht

Stefan Otto zweifelt an den geplanten Nachhilfeprogrammen

Ein Bildungssystem, das über viele Jahre auf Kante genäht ist, hat es natürlich schwer, die Folgen der Coronakrise zu meistern. Insbesondere für das Aufholen der Lernrückstände, die etwa bei jedem vierten Schüler gravierend sind, gibt es bislang kaum schlüssige Konzepte. Zwar hat die Bundesregierung eine Milliarde Euro für Nachhilfeprogramme bereitgestellt, doch ist bislang nicht klar, wie die umgesetzt werden. Der Kinderschutzbund hat jetzt dringend an Bund, Länder, Gemeinden und freie Träger appelliert, schon für die Sommerferien Programme auf die Beine zu stellen. Nach mehr als einem Jahr Ausnahmezustand an den Schulen kann damit nicht früh genug angefangen werden.

Zweifellos wird mit der Nachhilfe Neuland betreten. Eigentlich reicht es nicht aus, nur in Mathe oder Deutsch zu fördern. Unklar ist zudem, wer die Gruppen leiten soll. Bei einem Modellprojekt coachen Studierende die Kinder. Das mag in den Städten funktionieren, aber nicht auf dem Land. Viele Lehrer glauben ohnehin, dass Pädagogen aus dem Schulalltag dafür am besten geeignet wären; denen wird aber die Zeit fehlen. Momentan gibt es viele Fragen, und es bleibt zu befürchten, dass die Förderprogramme nicht alle erreichen werden und damit lediglich Leuchtturmprojekte wären.

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