Wegstecken, aber nicht vergessen
Tennisprofi Alexander Zverev kommt auf Sand immer besser in Fahrt. Als Motivation dient ihm eine schmerzhafte Niederlage
Im Moment seines bislang größten Triumphes in diesem Jahr dachte Alexander Zverev an den bittersten Augenblick seiner bisherigen Tenniskarriere zurück. »Ich habe mich nach den US Open 100 mal schlechter gefühlt, aber wenn du so einen Titel gewinnst wie heute, dann fühlt es sich besser an«, sagte Zverev am Sonntagabend nach seinem Sieg beim stark besetzten Sandplatzturnier in Madrid. Es sollten tröstende Worte sein an seinen unterlegenen Finalgegner Matteo Berrettini aus Italien.
Bei den US Open in New York im vergangenen Jahr hatten dem besten deutschen Tennisprofi nur zwei Punkte zum ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere gefehlt. Die bittere Fünf-Satz-Niederlage gegen seinen österreichischen Kumpel Dominic Thiem ist es, die Zverev seitdem immer wieder antreibt, um als erster Deutscher seit Boris Becker 1996 eins der vier größten Turniere des Jahres zu gewinnen. Mit seinen starken Leistungen in Madrid hat sich der 24-Jährige auf jeden Fall schon mal in den Favoritenkreis für die in rund drei Wochen beginnenden French Open von Paris gespielt.
Siege gegen den spanischen Sandplatzkönig Rafael Nadal im Viertelfinale, Thiem im Halbfinale und dann noch Berrettini im Endspiel: Zverev trumpfte im Caja Magica von Madrid eine Woche lang groß auf. »Ich bin sehr glücklich, dass ich hier meinen vierten Titel bei einem Masters-Turnier gewinnen konnte«, sagte Zverev nach dem hart umkämpften 6:7, 6:4, 6:3. Er hatte 2:40 Stunden gebraucht, um Berrettini zu bezwingen.
Eine große Siegesfeier in Madrid, wo er bereits 2018 einmal gewonnen hatte, fiel aber nicht nur wegen der nach wie vor strikten Coronaregeln in der Blase rund um die Profitour aus. Bereits am Montagmorgen ging es für Zverev weiter nach Rom, wo das nächste Turnier der Masters-Kategorie auf dem Programm steht. Schon am Mittwoch soll der Hamburger in der italienischen Hauptstadt sein Auftaktmatch bestreiten, Hugo Dellien oder Adrian Mannarino heißt dann der Gegner für den Weltranglistensechsten. Viel Zeit, seine beeindruckenden Leistungen mit seinem Bruder und Manager Mischa sowie seinem Vater Alexander Senior in Spanien zu feiern, blieb also ohnehin nicht. »Es ist nicht einfach, jetzt gleich nach Rom zu fliegen«, sagte Zverev. »Aber ich mag auch dieses Turnier und will da wieder mein bestes Tennis zeigen.«
Für Zverev war es bereits der zweite Turniersieg in diesem Jahr, nachdem er zuvor schon in Acapulco in Mexiko gewonnen hatte. Dass er vor eineinhalb Wochen ausgerechnet beim Heimturnier in München noch frühzeitig im Viertelfinale gescheitert war, stellte für Zverev nun kein Problem mehr dar. Es zählt zu seinen Stärken, dass er Rückschläge schnell wegstecken kann - auch wenn er sie wie im Fall der Finalniederlage von New York nicht so schnell vergisst.
In Madrid trat Zverev mit großem Selbstvertrauen an und ließ sich im Endspiel gegen Berrettini auch vom ersten Satzverlust im gesamten Turnier nicht beirren. »Nach einem Rückstand diesen Titel zu gewinnen, macht mich sehr stolz«, sagte Zverev. »Es war eine großartige Woche für mich.«dpa /nd
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