Konflikt in Nahost eskaliert

Mehr als 20 Tote und über 500 Verletzte in Jerusalem und im Gaza-Streifen

  • Lesedauer: 3 Min.

Jerusalem. Trotz internationaler Aufrufe zur Deeskalation dreht sich die Spirale der Gewalt zwischen Israelis und Palästinenser unaufhörlich weiter. Auf dem Tempelberg in Jerusalem lieferten sich Palästinenser und israelische Polizisten am Montagabend neue Auseinandersetzungen. Dutzende Menschen wurden verletzt. Kurz zuvor hatte Israel mit Vergeltungsangriffen auf massiven Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen reagiert. Mindestens 20 Menschen wurden im Gazastreifen getötet. In Ost-Jerusalem gab es am Montag insgesamt mehr als 500 Verletzte.

Nach Angaben der israelischen Armee von kurz vor Mitternacht wurden am Montag insgesamt mehr als 150 Raketen vom Gaza-Streifen aus auf Israel abgefeuert - einige auch auf Jerusalem, was äußerst selten vorkommt. Insgesamt seien dutzende Raketen vom israelischen Abwehrsystem abgefangen worden.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

In Jerusalem musste die Polizei die Klagemauer am Montag vorübergehend räumen und hunderte jüdische Gläubige in Sicherheit bringen, Bewohner der Stadt suchten in Luftschutzbunkern Zuflucht. Auf israelischer Seite gab es landesweit aber nur wenige Verletzte.

Die israelische Luftwaffe flog am Montagabend Vergeltungsangriffe auf Ziele in dem palästinensischen Küstenstreifen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in dem von der radikalislamischen Hamas regierten Gaza-Streifen wurden dabei mindestens 20 Menschen getötet, unter ihnen neun Kinder. Der Hamas zufolge war auch einer ihrer Kommandeure unter den Opfern. Es waren die schwersten israelischen Angriffe im Gaza-Streifen seit 2019.

Ein arabischer Israeli wurde zudem in der Stadt Lod im Zentrum Israels durch Schüsse getötet, wie die Polizei vor Ort mitteilte. Dort war es zu Zusammenstößen mit Israelis gekommen.

Am Tempelberg in Ost-Jerusalem setzte die Polizei nach Angaben eines AFP-Reporters am Abend nach Angriffen aus den Reihen der Palästinenser erneut Blendgranaten und Gummigeschosse ein. Auch im von Israel besetzten Westjordanland kam es zu neuen Zusammenstößen. AFP-Journalisten berichteten über gewaltsame Auseinandersetzungen unter anderem in Ramallah, Nablus und Hebron. Nach Angaben des Roten Halbmondes gab es 200 Verletzte.

Bereits am Montagmorgen hatten hunderte Palästinenser die israelischen Polizisten in der Nähe der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem mit Steinen attackiert. Die Beamten reagierten mit Blendgranaten, Gummigeschossen und Tränengas. Während des Abendgebets tausender Muslime brach auf dem Gelände vor der Moschee dann ein großer Brand aus. Mehrere Bäume hatten aus ungeklärten Gründen Feuer gefangen. Bis zum Abend wurden nach Schätzungen des Roten Halbmondes mehr als 520 Palästinenser bei den Unruhen in Ost-Jerusalem verletzt, den schwersten seit 2017.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, die Hamas habe mit den Raketenangriffen bis nach Jerusalem eine »rote Linie« überschritten. »Wir werden mit Gewalt antworten«, sagte Netanjahu am Abend. Israel werde solche Angriffe nicht dulden, der Konflikt könne eine Zeit dauern. Netanjahu beriet noch am späten Abend mit Vertretern von Militär und Geheimdienst.

Die UNO startete nach Angaben von Diplomaten vom Montagabend mithilfe von Katar und Ägypten einen Vermittlungsversuch. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein US-Kollege Antony Blinken riefen alle Beteiligten zur Deeskalation auf. Auch die EU forderte ein »sofortiges« Ende der Gewalt in Ost-Jerusalem und im Gaza-Streifen.

Seit mehreren Tagen kommt es in Jerusalem infolge von drohenden Zwangsräumungen palästinensischer Familien im Ostteil der Stadt zu massiven Protesten von Palästinensern. Die schwersten Zusammenstöße seit Jahren fielen am Montag mit dem »Jerusalem-Tag« zusammen, den die Israelis in Erinnerung an die Besetzung von Ost-Jerusalem im Sechs-Tage-Krieg 1967 begehen.

Israel hatte den Ostteil der Stadt 1980 annektiert. Die Annexion wird international nicht anerkannt. Israel hat ganz Jerusalem zu seiner »unteilbaren« Hauptstadt erklärt, während die Palästinenser Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen künftigen Staates machen wollen. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -