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Jetzt helfen nur harte Bandagen
Claudia Krieg über die Kämpfe von Pflegebedürftigen
Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Es ist kein halbes Jahr her, dass eine engagierte Intensivpflegerin im »nd« die leise Hoffnung äußerte, dass die Corona-Pandemie dafür sorgen könnte, dass es endlich mehr Aufmerksamkeit für den Pflegedauernotstand und vor allem endlich Handlungsdruck für eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen der Klinikbeschäftigten geben wird. Sie meinte, die desaströsen Zustände in den Kliniken seien nun auch bei Akteuren angekommen, deren offenes Ohr man dringend brauche, um sich für die Anliegen der Hunderttausenden von Pflegekräften, die die Profitmaximierung des Gesundheitswesens vor sich her treibt, stark zu machen. Da war die zweite Welle noch nicht einmal auf den Intensivstationen angekommen. Die zweite Welle, in der 80- und 90-Jährige angstvolle Nächte in der Notaufnahme verbringen mussten, weil freie Betten in der Klinik wegen Personalmangels oft nicht genutzt werden konnten.
Es ist ein knappes Jahr her, dass es angesichts der offenkundigen Belastungen durch die gefährliche, zeitintensive und über die Maßen anstrengende Pflege von Covid-19-Patient*innen zum guten Ton gehörte, in die Lockdown-Stille hineinzuklatschen und sich einig zu sein: Das muss honoriert werden. Zwei Wellen später sollte man meinen, die Tarifverträge liegen auf den Tischen, eine zukunftsfähige Personalbemessung ist beschlossene Sache und den Pflegenden, die noch nicht das Handtuch geworfen haben, werden bis dahin Zuschläge gezahlt, Teilzeitstellen in Aussicht gestellt und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten. Aber Pustekuchen! Die Aufmerksamkeit, die zu Beginn der Pandemie für offene Herzen und Ohren gesorgt hatte, währte nur kurz. Jetzt helfen nur noch Streiks und Ultimaten. Statt weicher Verbände helfen nur noch harte Bandagen.
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