»Füllen Sie keine Plastiktüten mit Benzin«

US-Pipeline-Betreiber beliefert nach Hackerangriff wieder Kunden / Colonial Pipeline zahlte Cyberangreifern laut Bericht Millionen-Lösegeld

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Washington. Nach Panik-Benzinkäufen nach dem Hackerangriff auf eine US-Pipeline deutet sich eine Entspannung der Lage an: Der Pipeline-Betreiber Colonial nahm am Donnerstag die Versorgung von Kunden mit Treibstoff wieder auf. Bis zu einer Normalisierung der Lage könnten aber noch Tage oder gar Wochen vergehen. Derweil berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, Colonial Pipeline habe den Hackern fünf Millionen Dollar Lösegeld gezahlt.

Der Pipeline-Betreiber war vergangene Woche Ziel eines Angriffs mit einem Erpressungstrojaner geworden. Die vom Volumen her größte Pipeline der USA, die von Houston im Bundesstaat Texas bis in den Großraum New York führt, wurde deswegen vorübergehend stillgelegt. Die Pipeline ist für die US-Versorgung von großer Bedeutung, sie transportiert etwa 45 Prozent aller an der Ostküste verbrauchten Kraftstoffe.

Nun wurde der Betrieb wieder aufgenommen: »Colonial Pipeline hat bedeutende Fortschritte gemacht, unser Pipeline-System sicher neu zu starten«, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. »Die Produktlieferung hat in einer Mehrheit der Märkte begonnen, die wir beliefern.«

Präsident Joe Biden begrüßte eine »gute Nachricht«, warnte zugleich aber: »Wir werden die Effekte an der Zapfsäule nicht sofort bemerken.« Er appellierte an die Bevölkerung, nicht in »Panik« zu verfallen und keine Hamsterkäufe zu tätigen. »Ich weiß, dass lange Schlangen vor Zapfsäulen oder Tankstellen ohne Benzin zu sehen extrem aufreibend sein kann, aber das ist eine vorübergehende Situation. Kaufen Sie nicht mehr Benzin, als sie brauchen.« Biden sagte am Donnerstag, es gebe starke Anhaltspunkte dafür, dass der Angriff seinen Ursprung in Russland gehabt habe. Die US-Regierung gehe aber nicht davon aus, dass der Kreml involviert gewesen sei.

In den vergangenen Tagen ist im Osten der USA wegen der Pipeline-Probleme tausenden Tankstellen der Treibstoff ausgegangen. Besonders schwer betroffen war die US-Hauptstadt Washington: Dort hatten am Donnerstagabend (Ortszeit) drei von vier Tankstellen keinen Sprit mehr, wie Patrick De Haan von der Marktanalysefirma Gasbuddy auf Twitter mitteilte. Im Bundesstaat North Carolina waren demnach 69 Prozent der Tankstellen ohne Benzin. In South Carolina, Virginia und Georgia war rund jede zweite Zapfsäule außer Betrieb. Auch andere Bundesstaaten an der Ostküste litten unter Engpässen. Vor Zapfsäulen haben sich lange Schlangen gebildet, weil Autofahrer Panik-Käufe tätigen.

Das trieb teils skurrile Blüten: Die Behörden warnten Autofahrer davor, Benzin in Plastiktüten zu füllen, nachdem entsprechende Bilder auf Online-Plattformen zirkulierten. Verkehrsminister Pete Buttigieg sagte, Treibstoff dürfe nur direkt in den Tank oder in zugelassene Behälter gefüllt werden. »Jetzt ist der Moment, vorsichtig und vernünftig zu sein.«

Die Verbraucherschutzbehörde CPSC warnte vor potenziell »tödlichen Konsequenzen«: »Füllen Sie keine Plastiktüten mit Benzin. Wir wissen, das klingt einfach, aber wenn Menschen verzweifelt sind, denken sie nicht mehr klar.«

Angesichts der Versorgungsengpässe stieg der Benzinpreis im landesweiten Schnitt erstmals seit 2014 wieder auf mehr als drei Dollar (rund 2,50 Euro) pro Gallone. Für deutsche Verhältnisse wäre das immer noch sehr günstig: Eine Gallone entspricht knapp 3,8 Litern.

»Jetzt kühlen sich die Dinge mit einiger Verbesserung ab«, schrieb Patrick De Haan von der spezialisierten Website GasBuddy am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Bis zu einer vollständigen Normalisierung der Lage könnten aber Wochen vergehen: »Die Fortschritte könnten langsam sein.«

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Die US-Behörden haben die Hackergruppe Darkside für den Cyberangriff verantwortlich gemacht. Die Angreifer nutzten eine sogenannte Ransomware. Mit einem solchen Schadprogramm versuchen Hacker, Computersysteme zu sperren oder zu verschlüsseln und von den Nutzern Geld für die Freigabe der Daten zu erpressen. Laut Bloomberg zahlte Colonial Pipeline tatsächlich rund fünf Millionen (4,1 Millionen Euro) Dollar Lösegeld. Ein Unternehmenssprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Agenturen/nd

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