Der unheimliche Erfolg der Kraken Blackrock und Co.

ETF-produkte und Altersvorsorge

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Die weiterhin günstige Entwicklung an den Kapitalmärkten hat das Vermögen, das die US-Investmentgesellschaft Blackrock verwaltet, Ende März erstmals über die Marke von 9 Billionen Dollar anschwellen lassen. In Euro sind das immerhin auch noch mehr als 7 Billionen. Wie die amerikanische Krake zur globalen Krake heranwuchs, hat der Publizist Werner Rügemer in seinem Buch »Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts« (Papyrossa Verlag, Köln 2018, 19,90 Euro) deutlich beschrieben.

Inzwischen wird auch anderen Akteuren der Erfolg von Blackrock und weiteren amerikanischen ETF-Anbietern ein wenig unheimlich. »Große Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter haben seit 2008 massiv an Bedeutung gewonnen«, stellte kürzlich der frühere Bundestagsabgeordnete der Grünen, Gerhard Schick, heute Geschäftsführer von »Finanzwende«, fest. Doch noch immer stünden in der öffentlichen Diskussion Banken als bekannteste Finanzmarktakteure deutlich im Vordergrund.

Das mag gar nicht so verkehrt sein. Doch wirklich problematisch an der Rolle von Blackrock und Co. ist nach Meinung von »Finanzwende« die enorme Machtkonzentration und der wettbewerbsfeindliche Einfluss, den sie auf börsennotierte Unternehmen haben können, heißt es in einer Studie der selbst ernannten Bürgerbewegung. Eine Kurzfassung des Papiers sowie die ausführliche Ausarbeitung finden Sie unter dem Link: https://finanzwende-recherche.de/unsere-themen/handlungsbedarf-bei-blackrock-und-co/.

Die großen Anbieter, zu denen auch Vanguard und State Street zählen, könnten über Abstimmungen in Jahresversammlungen und informellen Austausch mit der Unternehmensleitung deren Entscheidungen in der ganzen Welt maßgeblich mitbestimmen, so »Finanzwende«. Das Fazit: »Zu groß, zu mächtig, zu unreguliert.«

Von wegen Nischenprodukt

Das Wachsen der Kraken hat eine Vielzahl von Gründen. Ein wichtiger Grund sind eben börsennotierte Indexfonds, die sogenannten Exchange Traded Funds (ETF). Blackrock, Vanguard und State Street haben sie international hoffähig gemacht. Vor der Finanzkrise waren ETF ein Nischenprodukt für Spezialisten. Nach Angaben der Londoner Forschungseinrichtung ETFGI stieg deren weltweites Volumen seither von fast Null auf 7,7 Billionen Dollar - ein selten rasanter Aufstieg selbst in der Welt des großen Geldes.

Und ETF erfreuen sich weiterhin einer zunehmenden Beliebtheit. Das gilt nicht allein in den USA oder Großbritannien, sondern auch im finanzmarkttechnisch eher biederen Deutschland. Die Produkte bieten Anlegern eine günstige Gelegenheit, an der Entwicklung der Finanzmärkte teilhaben zu können. Anders als aktiv verwaltete Fonds, in denen Manager Aktien, Staatsanleihen oder Immobilienbeteiligungen mühsam auswählen und verwalten, bilden ETF-Produkte lediglich vorhandene Indizes wie den deutschen Aktienindex DAX ab.

Ein Ausfallrisiko kann im Regelfall nahezu ausgeschlossen werden, da ETF ein Sondervermögen darstellen. Und da keine hoch bezahlten Investmentbanker einen ETF-Fonds managen, sind sie preiswert. Viele Anbieter nehmen eine moderate Gebühr von 0,2 Prozent der Anlagesumme. Einige Anbieter wie Lyxor und SPDR begnügen sich mit 0,12 Prozent. Bei ihnen sollen es die großen Summen von möglichst vielen Anlegern bringen. Sogenannte Nischenprodukte können allerdings deutlich teurer sein.

Welche ETF unabhängig empfohlen werden, kann auf der Fondsdatenbank der Stiftung Warentest im Internet nachgeschaut werden (test.de/indexfonds). Dort finden Sie auch weitere Hinweise.

Die Kleinen wie die Großen

Doch es ist paradox: ETF, einst für professionelle oder zumindest erfahrene Anleger und Investoren geschaffen, ist heute etwas für die »Kleinen«. Die Stiftung Warentest rät allgemein für langfristiges Sparen, für die Altersvorsorge zum »Pantoffelsparen« (siehe nd-Ratgeber vom 12. Mai 2021).

Wie as geht: Von Ihrer monatlichen Sparrate überweisen Sie die Hälfte auf ein rundum sicheres Tagesgeldkonto bei Ihrer Bank oder Sparkasse. Die andere Hälfte der Sparrate investieren Sie über einen sogenannten ETF-Sparplan in einen Aktienfonds. Checken Sie dann einmal im Jahr, ob die Verhältnisse zwischen Tagesgeld und ETF noch ausgeglichen sind.

Unser Tipp: Wählen Sie als Aktienfonds einen ETF auf den Index »MSCI World« mit seinen 1600 Aktien aus aller Welt. Er gilt in der Finanzszene als Goldstandard. So verteilt sich das Geld auf eine Vielzahl von Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen. Das reduziert das Verlustrisiko und hinterlässt aber gute Chancen.

Auf der sicheren Seite

Wenn ein Kleinsparer auf einen Aktien-Weltindex setzt, ist er auf der sichereren Seite des Geldes, schließlich müsste schon der Kapitalismus untergehen, damit sich dies nicht langfristig rechnet. Doch auf das Ende des Kapitalismus müssen wir wohl noch ein wenig warten. Sie profitieren bei ETF-Produkten dann mittelbar vom ganz großen Kapital. Das kann man natürlich auch moralisch oder politisch anrüchig finden. Als Alternative gibt es nachhaltige ETF-Fonds, wenngleich auch deren Anlagekriterien diskussionswürdig sind. Fragwürdig sind allerdings vor allem Blackrock und Konsorten.

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