- Kommentare
- Migrantischer Antisemitismus
Projektion eines Problems
Jana Frielinghaus zur Empörung über migrantischen Antisemitismus
Judenwitze in Polizistenchats, die Tatsache, dass neun von zehn antisemitischen Straftaten von Neonazis begangen werden - all das gerät derzeit angesichts wütender Proteste von Palästinensern und arabischstämmigen Menschen in Deutschland völlig aus dem Blick. Vielen Politikern insbesondere aus den Unionsparteien, aber auch der rechten AfD, ist das sehr recht. Mancher fordert nun gar, Personen wegen antisemitischer Äußerungen abzuschieben. Das ist die blanke Instrumentalisierung zu verurteilender Vorfälle für die eigene rassistische Agenda.
Hass auf Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum Judentum, Drohungen gegen sie oder Schändung jüdischer Symbole sind mit nichts zu entschuldigen. Doch es ist ein Unterschied, ob Menschen, deren Angehörige derzeit akut vom Tod durch israelische Bomben bedroht sind, unangemessene Vergleiche auf Plakate schreiben, oder ob Deutsche sich auf Demonstrationen als Verfolgte ähnlich den Juden in der Nazizeit inszenieren.
Wer in der Bundesrepublik lebt, muss solidarisch sein mit jüdischen Menschen. Dagegen wirkt es eher wie ein Brandbeschleuniger, wenn Politiker ihre bedingungslose Solidarität mit dem Staat Israel erklären, statt mit allen durch Krieg und Gewalt bedrohten Menschen im Nahostkonflikt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.