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Keine Lockerungen im Schulbetrieb
Bildungsverwaltung will bis zu den Sommerferien am Wechselunterricht festhalten
Bei den Berliner Grünen hat sich einiges an Ärger in Sachen Schulpolitik angestaut. »Es muss endlich auch für die Schulen wieder eine Perspektive geben«, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel. Ihre Forderung ist klar: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) soll baldmöglichst Schluss machen mit dem Wechselunterricht. »Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler das Schuljahr wenigstens im vollen Klassenverband abschließen können«, so Gebel zu »nd«.
Dazu dürfte es freilich nicht kommen. Denn wie die Senatsbildungsverwaltung vor wenigen Tagen noch einmal deutlich gemacht hat, soll an den Berliner Schulen bis zu den in fünf Wochen beginnenden Sommerferien am aktuell für alle Jahrgangsstufen geltenden Mix aus Präsenzunterricht und Daheimbeschulung in halbierten Klassen festgehalten werden. Und zwar »unabhängig von der Inzidenz«, wie in einem Schreiben an die Schulleiter ausdrücklich betont wird.
Genau das wurmt Grünen-Politikerin Gebel. Schließlich sinkt die berlinweite Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile kontinuierlich, für Mittwoch wurden 56,3 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche gemeldet. Es sei den Schülerinnen und Schülern, aber auch ihren Eltern nicht zu vermitteln, »dass es angesichts der Entwicklung der Zahlen inzwischen zwar einen Stufenplan für den Gastro- oder den Kulturbereich gibt, aber keinen für Bildung, Kinder und Familien«, sagt Gebel. Zumal die Schulen im Regelbetrieb über die zweimal wöchentlich durchgeführten Corona-Testungen »eines der am besten gescreenten Felder sind, die wir in der Stadt haben«.
In der Bildungsverwaltung kann man den Unmut nur zum Teil nachvollziehen. »Auch nach Rücksprache mit den Schulleiterverbänden hatten wir den Eindruck, dass die Schulen in den wenigen Wochen bis zum Ende des Schuljahres vor allem Planungssicherheit und Kontinuität wollen«, begründet Scheeres’ Sprecher Martin Klesmann gegenüber »nd« den Entschluss, das Wechselmodell während der verbliebenen etwas mehr als 20 Schultage bis zum Ende durchzuziehen. »Die Schulen brauchen jetzt schlichtweg nicht noch einen mit aufwendigen Umplanungen verbundenen neuen Schwenk«, so Klesmann weiter.
In der Frage Wechsel- oder Regelbetrieb geht unübersehbar ein Riss durch die rot-rot-grüne Koalition. So widerspricht insbesondere Die Linke der Ökopartei und stärkt der SPD-Senatorin den Rücken. »Eine richtige Entscheidung, für die Bildungssenatorin Scheeres meine volle Unterstützung hat«, sagt Regina Kittler, die Bildungsexpertin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Ein Satz, den man ausgesprochen selten von Kittler hört.
Die Linke-Politikerin verweist dabei vor allem auf »die Gefahr eines Jo-Jo-Effekts, sollten die Schulen zu früh in den Regelbetrieb zurückkehren«. Hinzu komme, dass gerade in den weiterführenden Schulen bei weitem noch nicht alle Lehrkräfte vollständig geimpft sind. Von den Schülerinnen und Schülern ganz zu schweigen. »Da das alles noch nicht passiert ist, gilt es weiterhin, Vorsicht walten zu lassen«, so Kittler zu »nd«.
In einem Punkt ist sich die Koalition immerhin einig: Auch die Schüler sollten schnellstens ein Angebot für Corona-Schutzimpfungen bekommen. »Damit hätte man in den Oberstufen schon längst beginnen können«, sagt Grünen-Politikerin Silke Gebel mit Blick auf das Vakzin von Biontech, das ab 16 Jahren zugelassen ist. Berlin könne man in dieser Hinsicht keinen Vorwurf machen. Vielmehr hätten hier Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Ständige Impfkommission versagt. »Das Kind ist im Bund in den Brunnen gefallen.«
Wie Gebel fordert auch Regina Kittler von der Linkspartei, dass der Senat jetzt bereits Vorkehrungen trifft für den Tag, an dem Impfstoffe auch für über Zwölfjährige freigegeben werden. »Dann braucht es schleunigst Impfbusse und mobile Impfteams, die an die Schulen geschickt werden, damit alle betreffenden Schülerinnen und Schüler, die ein Impfangebot annehmen wollen, auch geimpft werden können«, so Kittler .
Die Federführung habe hier zwar die Senatsgesundheitsverwaltung. »Aber natürlich sind wir an dem Thema dran, die Vorbereitungen laufen«, sagt Martin Klesmann von der Bildungsverwaltung.
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