Brandenburg im Bundestrend

Andreas Fritsche zur Erklärung der aktuellen Umfragewerte der Parteien

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Ohne den Bundestrend zu beachten, ist es schwer zu erklären. Die Brandenburger sind insgesamt unzufrieden mit ihrer rot-schwarz-grünen Regierung. Sie sind insbesondere unzufrieden, weil in der Coronakrise die Schutzimpfungen, der Schulunterricht und die Kitabetreuung schlecht organisiert sind und auch die Hilfe für Selbstständige und Betriebe nicht so funktioniert, wie sie sich das wünschen. Deswegen verliert die SPD im Vergleich zu ihrem Umfragewert vom November drei Prozent, die CDU büßt sogar vier Prozent ein. Das ergab eine am Dienstagabend veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap.

Die oppositionelle Linke verharrt jedoch bei ihren historisch schlechten elf Prozent, und die Grünen legen vier Prozent zu, obwohl ein großer Teil der Unzulänglichkeiten in der Coronakrise auf die Kappe ihrer Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher geht.

Nachdem Linksfraktionschef Sebastian Walter der Regierung am Donnerstag die Unzufriedenheit der Bevölkerung unter die Nase rieb, reagierte CDU-Fraktionschef Jan Redmann verärgert und zugleich hämisch: Walter habe vergessen zu erwähnen, die Linke profitiere aber nicht davon.

Dabei haben die aktuellen Umfragewerte der Parteien im Moment sicher wenig mit der Landespolitik und viel mit dem Bundestrend zu tun. Die Linke macht sich da das Leben selbst schwer. Wenn etwa Anhänger Sahra Wagenknechts jetzt im Internet ein Zitat ihres Idols verbreiten, die Linke müsste im Bundestagswahlkampf wieder mehr die Interessen der Arbeiter vertreten, dann machen sie sich offensichtlich keinen Begriff davon, dass sie damit Wählern einreden, der Partei seien die Arbeiter egal. Das ist wahlkampftaktisch ein schwerer Fehler, der übrigens auch die Chancen von Wagenknecht verringert, im September in den Bundestag einzuziehen. Denn wenn die Linke an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert - und diese Gefahr besteht jetzt -, so haben die Flügel der Partei wieder eine Gemeinsamkeit: Sie haben dann alle verloren.

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