Werbung

Pandemie bremst Abschiebungen

Zahl der Rückführungen von abgelehnten Asylsuchenden geht als Folge der Coronakrise deutlich zurück

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind nach Angaben der Bundespolizei 2880 Menschen aus Deutschland abgeschoben worden - und damit deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum. Das berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagsausgaben) unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag. Im ersten Quartal 2020 gab es noch 4088 Abschiebungen, im ersten Quartal 2019 waren es sogar 5613.

Den deutlichen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren begründeten die Zeitungen vor allem mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zu den Ländern, in die 2021 am meisten Menschen abgeschoben wurden, zählen Georgien, Albanien, Moldawien und Serbien. 78 Menschen wurden nach Afghanistan zurückgeführt.

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, kritisierte die Abschiebepraxis der Bundesregierung. »Abschiebungen sind immer abzulehnen, aber in der Pandemie gilt das umso dringender«, sagte Jelpke den Zeitungen. »Während es in den reichen Industriestaaten so aussieht, als könne das Coronavirus mithilfe der Impfkampagnen endlich unter Kontrolle gebracht werden, breitet es sich andernorts weiterhin unkontrolliert aus.«

In vielen Ländern habe die Pandemie »zu massiven ökonomischen Verwerfungen geführt und soziale Notlagen verschärft«, hob Jelpke hervor. »Wer unter solchen Umständen Abschiebungen forciert, nimmt eine Gefährdung der Gesundheit und des Lebens der Betroffenen billigend in Kauf und beweist, dass er auf Humanität und Menschenrechte pfeift.«

Der bevorstehende Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan hat teils besorgte Reaktionen in Hinblick auf Abschiebungen in das Land hervorgerufen. Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl forderte einen sofortigen Abschiebestopp für Afghanistan. AFP/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.