Corona trifft die Ärmsten
25. Grundrechtereport: Pandemie verschärft soziale Ungleichheiten
Berlin. Die Covid-19-Pandemie verschärft soziale Ungleichheiten - das trifft auch für den Bildungsbereich zu. Studienkredite führten zu Verschuldung; die Folgen der Kindergarten- und Schulschließungen trafen Kinder und Eltern gleichermaßen. Die unzureichenden Förderungsmaßnahmen benachteiligten insbesondere Schüler und Studierende aus ärmeren oder nichtakademischen Familien - also all jene, die auch vorher schon schlechtere Chancen hatten. Diese Kritik findet sich unter anderem im 25. Grundrechtereport, der am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde.
Mehrere Bürger- und Menschenrechtsorganisationen kritisieren in dem Bericht die ungleichen Freiheiten und Rechte in der Coronakrise. Die staatlichen Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie hätten besonders die schwächsten Gruppen in der Gesellschaft getroffen, heißt es in dem Report. Diese könnten sich auch am wenigsten dagegen wehren. Herausgeber sind unter anderem die Humanistische Union, der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein und das Komitee für Grundrechte und Demokratie.
Die Integrationsforscherin Naika Foroutan wies bei der Präsentation daraufhin, dass der Gleichheitsgrundsatz in Deutschland ein großes Versprechen sei, das mit der Realität abgeglichen werden müsse. So arbeiteten etwa viele Menschen mit Migrationsgeschichte in systemrelevanten Berufen wie der Altenpflege oder im Post- und Zustellungswesen. Zugleich lebten sie häufig gemeinsam mit vielen Menschen in beengten Wohnverhältnissen, verbunden mit einer hohen Ansteckungsgefahr durch das Virus. Besorgniserregend nannte die Forscherin auch die Verletzung der Grundrechte im Bereich des Asyl- und Aufenthaltsrechtes. Dazu zähle unter anderem die Blockade der Bundesregierung bei der Aufnahme von Geflüchteten aus dem griechischen Flüchtlingslager Moria auf Lesbos.
Der Report behandelt verschiedenste Themen wie Demonstrationsfreiheit, den »Staatstrojaner« der Geheimdienste, die Benachteiligung Ostdeutscher, Handydatenauswertung, rassistisches Behördenhandeln, Pressefreiheit und die Arbeitsbedingungen in den Fleischfabriken. nd Seiten 2 und 4
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!