Molly unterwegs
Während das Reisen zu meinem Leidwesen immer weniger wird, werden die nervigen Artgenossen leider immer mehr. »Alte, was geht!« würde auch unter Menschen nicht gerade als guter Umgangston gelten. Bei Hunden, und deshalb bleibt es von ihren Haltern oft unbemerkt, ist es Gekläffe schon auf viele Meter Entfernung, sobald ein Artgenosse entdeckt wurde. Das regt mich auf. Man kennt sich schließlich überhaupt nicht. Gefallen lassen kann sich Hund das aber auch nicht. Zurückpöbeln geht immer. Am Besten funktioniert es an der kurzen Leine, denn wenn es nach hinten losgeht und der Artgenosse gegenüber doch schneller und kräftiger ist, kann man Frauchen vorschicken, um die Wogen wieder zu glätten. Man muss ihr zugute halten, dass sie derartige Keilereien schon im Vorfeld unterbindet.
Die andere Variante ist, den Hund gegenüber einfach mal über den Haufen rennen. Unter Hunden ist das so etwas wie ein kräftiger Schlag auf die Schulter bei Menschen, nur dass man die Person gegenüber noch nie in seinem Leben gesehen hat. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Wenn es nicht die eigenen Artgenossen sind, die sich so verhalten, freuen sich Menschen erstaunlich oft, wenn sich Hunde so verhalten. Der Ausruf: »Spielen sie nicht toll miteinander!« gehört beinahe unweigerlich dazu. Und ich muss energisch darauf hinweisen: »Nein, tun sie nicht!«
Besonders zum Deppen machen sich die Menschen, wenn sie sich anspringen lassen, nur dass sie es nicht ahnen. Werden sie von meinen Artgenossen angesprungen, freuen sich die Menschen und halten das für überschwängliche Freude. Meine kurze Übersetzung dieses Benehmens wäre: »Alte oder Alter, ach, haste deinen Arsch endlich nach Hause bewegt. Wurde auch Zeit.«
Aufgeschrieben von Ulrike Kumpe
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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