- Kommentare
- Pflegereform
Privilegien für Eltern
Simon Poelchau über die Einigung auf eine Pflegereform
In den letzten Wochen will die Große Koalition noch möglichst viel hinbekommen. Doch was dabei rauskommt, ist nicht sonderlich dolle. Wie auch die Pflegereform, auf die sich SPD und Union am Wochenende einigten.
Für die 1,2 Millionen Pflegekräfte, die Tag ein Tag aus schuften, gibt es keinen allgemeinverbindlichen Pflegetarifvertrag. Das hatte der ach so christliche Arbeitgeber Caritas verhindert. Stattdessen ließ die Bundesregierung noch genug Luft für Lohndrückerei mittels Verträgen mit Pseudogewerkschaften. Nun fragt man sich, warum auf die Kinderlosen ein Großteil der Mehrkosten über höhere Beitragssätze zur Pflegeversicherung abgewälzt werden, während jene der Eltern gleich bleiben. Die Sätze für Kinderlose sind jetzt schon höher; und darüber hinaus profitieren Eltern von Errungenschaften des Sozialstaates wie Elternzeit, Kinderfreibetrag, extra Rentenpunkten etc., in deren Genuss Kinderlose nie kommen werden. Das ist zwar durchaus gerechtfertig. Aber es ist schon fragwürdig, warum noch eine Schippe draufgelegt werden muss und die Reform nicht komplett steuerfinanziert wird. Denn so wird die Kleinfamilie vor anderen Lebensformen noch mehr bevorzugt, während nicht jede*r Kinderlose freiwillig kinderlos ist und schon gar nicht automatisch Spitzenverdiener*in.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.