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180 700 Tote statt 70 000 - Peru muss Corona-Todeszahlen drastisch nach oben korrigieren
Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 01. Juni 2021: +++ Spahn will Vergütungsanspruch für Testzentren kürzen +++ 126 000 Jobsuchende weniger als im Mai des Vorjahres +++ 7-Tage-Inzidenz erstmals seit drei Wochen wieder leicht gestiegen +++
Lima. Peru hat die Zahl der Corona-Toten deutlich nach oben korrigiert und hat damit die höchste Todesrate weltweit. Eine Expertenkommission habe die Menschen, die mit oder durch das Coronavirus gestorben sind, auf über 180 700 beziffert, berichtete die Zeitung »El Comercio« am Dienstag. Das seien 2,5 mal so viele Tote wie die bisherige offizielle Zahl von knapp 70 000. Bei einer Bevölkerung von etwa 32,5 Millionen bedeute das, dass in dem südamerikanischen Land über 500 Menschen pro 100 000 Einwohner gestorben sind. Bislang hatte Ungarn laut der Johns-Hopkins-Universität die höchste Rate bei etwa 300 Toten pro 100 000 Einwohner.
Peru ist eines der am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Das Gesundheitssystem ist schlecht, und zeitweise herrschte ein akuter Mangel an medizinischem Sauerstoff. Die vorherigen offiziellen Todeszahlen entsprachen der Zeitung zufolge nicht der registrierten Übersterblichkeit. In den bisherigen Zahlen tauchten anscheinend nur positiv auf Covid-19 getestete Verstorbene mit Symptomen auf.
+++ Spahn will Vergütungsanspruch für Testzentren kürzen +++
Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nach Berichten über mögliche Betrügereien die Regelungen für Corona-Testzentren zügig ändern. »Aus meiner Sicht muss das jetzt eine Frage von Tagen sein«, sagte er am Dienstag in Berlin. Es liefen bereits Gespräche mit den Ländern, den kommunalen Spitzenverbänden, den Kassenärztlichen Vereinigungen und dem Bundesfinanzministerium, um »sehr zügig« zu erarbeiten, wie die Testverordnung konkret geändert werden solle.
Es stehe bereits fest, dass die Vergütung für die Testzentren gekürzt werde, sagte Spahn. Bisher können bis zu 18 Euro pro vorgenommenem Test abgerechnet werden - sechs Euro für das Material und zwölf Euro für die Testabnahme. Der Anteil für das Material werde künftig »wahrscheinlich zwischen drei und vier Euro« liegen, sagte Spahn. Auch der zweite Kostenanteil werde gesenkt. Außerdem solle vorgeschrieben werden, dass alle Testzentren, die mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen wollen, sich an die Corona-Warn-App anschließen und die Testergebnisse digital übermitteln müssen - »wodurch wir natürlich auch nochmal einen anderen Überblick über die Zahl der tatsächlich durchgeführten Tests an der Stelle hätten«. Zu besprechen sei nun noch das künftige Vorgehen bei der Beauftragung der Testzentren und bei der Abrechnung.
+++ 126 000 Jobsuchende weniger als im Mai des Vorjahres +++
Nürnberg. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Mai um 84 000 auf 2,687 Millionen gesunken. Im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres gab es 126 000 Jobsuchende weniger, wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank leicht auf 5,9 Prozent.
BA-Chef Detlef Scheele wertete die Entwicklung im Mai als »erste Anzeichen für eine umfassende Besserung am Arbeitsmarkt«. Die Folgen der Corona-Krise seien zwar immer noch sehr deutlich sichtbar, sie würden aber kleiner. So nahm auch die Zahl der Kurzarbeiter ab. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen bezogen im März 2,61 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld, was erstmals seit November ein Rückgang gewesen sei.
+++ Ärztevertreter vorerst gegen Impfkampagne für Jugendliche +++
Berlin. Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech und Pfizer in der EU für Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren haben sich Vertreter*innen von Haus- und Kinderärzteverbänden gegen eine generelle Impfkampagne für diese Altersgruppe ausgesprochen. »Wenn wir impfen, tun wir das primär aus Eigennutz des Impflings«, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Burkhard Rodeck, der »Welt«. Bei Corona wisse man aber, dass insbesondere jüngere Kinder meistens eine sehr überschaubare primäre Krankheitslast hätten. Wenn diese trotzdem geimpft werden sollten, geschehe dies vorrangig »aus Gründen des Fremdnutzens für die Erwachsenen«, damit diese »sich nicht anstecken und schwer erkranken«.
Dies sei »ein ethisches Dilemma«, sagte Rodeck. Er wandte sich zwar nicht generell gegen Impfungen von Kindern. »Die Indikation sollte aber gut durchdacht sein«, verlangte der Mediziner. Für chronisch kranke Kinder mit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs würde er eine Impfempfehlung sehr unterstützen. Die Bundesregierung hat entschieden, dass sich auch Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren ab dem 7. Juni gegen Corona impfen lassen können. Eine Priorisierung bei der Terminvergabe soll es für sie aber nicht geben. Dies gilt unabhängig von einer Empfehlung durch die Ständige Impfkommission.
+++ Erster Corona-Impfstoff in der EU für Kinder zugelassen +++
Brüssel. In der EU ist der erste Corona-Impfstoff für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen worden. Die EU-Kommission gab am Montag grünes Licht für das Präparat von Biontech/Pfizer, wie Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf Twitter mitteilte. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA in Amsterdam am Freitag diesen Schritt empfohlen. Die Mitgliedstaaten könnten ihre Impfkampagnen nun auf junge Leute ausweiten, erklärte Kyriakides.
Das Comirnaty genannte Vakzin war am 21. Dezember 2020 als erster von inzwischen vier Impfstoffen EU-weit zugelassen worden, und zwar bislang für Menschen ab 16 Jahren. Wie bei den anderen Präparaten handelt sich um eine sogenannte bedingte Zulassung, für die weniger umfangreiche Daten als normalerweise vorliegen. Dabei muss aber der Nutzen die Risiken überwiegen. Die Impfung basiert auf einem neuartigen mRNA-Wirkstoff. Das mRNA-Molekül führt dabei laut EMA im Körper des Geimpften zur Bildung eines Proteins, das auch das Coronavirus besitzt und das es zum Eindringen in die Körperzellen braucht. Nach der Impfung bildet der Körper Abwehrzellen und aktiviert weiße Blutkörperchen. Mit ihnen ist der Patient dann gegen das Virus gerüstet.
+++ WHO benennt Varianten nach griechischen Buchstaben +++
Genf. Die unterschiedlichen Varianten des Coronavirus sollen künftig nach den Buchstaben des griechischen Alphabets benannt werden, um eine Stigmatisierung der Länder zu vermeiden, in denen sie erstmals aufgetaucht sind. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag in Genf mitteilte, gilt dies für Varianten, die als »besorgniserregend« oder als »von Interesse« eingestuft worden sind. Die griechischen Buchstaben sollen nicht die wissenschaftlichen Bezeichnungen ersetzen, sondern »in der öffentlichen Diskussion helfen«, sagte Maria Van Kerkhove von der WHO.
Nach dem neuen System heißt die sogenannte britische Variante B.1.1.7 nun Alpha, die erstmals in Südafrika entdeckte Mutante B.1.351 wird zu Beta, die brasilianische Variante P.1 zu Gamma. Bei der sogenannten indischen Variante B.1.617 wird unterschieden zwischen der besorgniserregenden Variante B.1.617.2, die zu Delta wird, und der Variante B.1.617.1, die derzeit als »von Interesse« eingestuft wird. Sie heißt nun Kappa.
Die wissenschaftlichen Bezeichnungen hätten ihre Vorteile, seien aber schwer auszusprechen und zu behalten, und daher anfällig für eine falsche Wiedergabe, erklärte die WHO. »Deshalb benennen die Leute die Varianten oft nach dem Ort, wo sie entdeckt wurden, was stigmatisierend und diskriminierend ist.« Um dies zu verhindern und die öffentliche Kommunikation zu erleichtern, ermutige die WHO nationale Behörden, Medien und andere, die neuen Namen zu übernehmen.
+++ Inzidenz erstmals seit Wochen wieder leicht gestiegen +++
Berlin. Erstmals seit drei Wochen liegt die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland wieder höher als am Vortag. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstagmorgen hervor. Demnach wurden den Gesundheitsämtern zuletzt 35,2 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche gemeldet. Einen Tag zuvor wurde der Wert noch mit 35,1 angegeben (Vorwoche: 58,4). Zuletzt gestiegen war die Inzidenz von 9. auf den 10. Mai, seitdem war sie kontinuierlich gefallen. Was der Inzidenz-Anstieg genau bedeutet, ist nur schwer einzuschätzen. Das RKI hatte nach dem Pfingstmontag (24.5.) darauf hingewiesen, dass der Feiertag zunächst zu weniger gemeldeten Erregernachweisen - und damit einer niedrigeren Inzidenz - geführt haben dürfte.
Binnen eines Tages meldeten die Gesundheitsämter dem RKI 1785 Corona-Neuinfektionen, wie aus RKI-Angaben hervorgeht, die den Stand des RKI-Dashboards von 06:09 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 1911 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 153 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 33 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 682 911 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3 498 400 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, wird nun mit 88 595 angegeben.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Montagnachmittag bei 0,76 (Vortag: 0,75). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 76 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. Agenturen/nd
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