- Sport
- Alba Berlin
Neue Energie
Vor 1000 Fans gleichen Alba Berlins Basketballer im Halbfinale der Bundesliga gegen Ulm aus
Maodo Lô ist nicht nur ein guter Basketballer. Der deutsche Nationalspieler in Diensten von Alba Berlin ist zudem ein sehr bescheidener Mensch. Nach den Gründen für Albas 92:78-Erfolg gefragt, mit dem die Berliner ihre Halbfinalserie gegen Ulm zum 1:1 ausglichen, stellte Lô die 1000 Fans heraus, die am Dienstagabend erstmals seit vielen Monaten wieder ein Spiel in der Arena am Ostbahnhof lautstark hatten begleiten dürfen. »Die Fans haben uns zu einem tollen Start verholfen. So konnten wir direkt mit Intensität ins Spiel gehen. Nach der langen Pause war das ein besonderes Spiel«, sagte der Aufbauspieler.
Tatsächlich hatte Alba früh die Kontrolle übernommen und schon nach dem ersten Viertel mit 28:18 geführt. Der Vorsprung wuchs bis zur Halbzeit weiter an, doch wie im verlorenen ersten Halbfinale drohte Alba diesen im Schlussviertel wieder zu verspielen. Als den Ulmern acht Minuten vor dem Ende neun Punkte in Folge gelangen, kam Lô zurück aufs Parkett, klaute seinem Gegner Per Günther zweimal den Ball, verwandelte einen Dreipunktwurf und beendete den folgenden 12:0-Lauf selbst mit einem Korbleger. Das Spiel war entschieden und Lô mit 20 Punkten bester Mann auf dem Feld. Doch Selbstlob ist nicht seine Art. Also lieber: Ein Hoch auf die Fans!
Dabei war seine Leistung für die verletzungsgeplagten Berliner besonders wichtig, da mit Peyton Siva einer der wichtigsten Akteure auf dieser Position angeschlagen ausgefallen war. So war es an Lô, für neue Energie zu sorgen und den nächsten Einbruch zu verhindern. »Wir haben heute konstant gespielt. Wir durften nicht noch mal so eine große Führung weggeben«, sagte er.
An diese Lehre hatte Trainer Aíto García Reneses seine Mannschaft an diesem Abend mehrfach erinnert. »Der Coach meinte in der Halbzeitpause noch mal: ›Lasst sie nicht wieder rankommen! Bleibt aggressiv!‹ Das ist uns dann gut gelungen«, sagte Center Ben Lammers nach der Partie, die für den US-Amerikaner eine ganz besondere war. Seit seinem Wechsel nach Berlin hatte er noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt. Dank eines Pilotprojekts durfte Alba nun erstmals in der Pandemie die 1000er Marke überschreiten. »Am Ende dieser langen Saison ist jeder müde. Aber plötzlich haben wir Leute hier, die einen davon ablenken. Das hat definitiv geholfen«, so Lammers.
Dabei passen sogar 14 000 Fans in die Halle, die deswegen auch am Dienstag immer noch sehr leer wirkte. Ist man aber wie die Basketballer in den vergangenen Monaten komplette Stille gewohnt, »kommen die 1000 einem noch viel lauter vor als sonst«, sagte Albas Kapitän Niels Giffey. »Du siehst die Euphorie bei allen, die das erste Mal wieder da sind. Da hat jeder ’ne Klatschpappe in der Hand, und keiner schaut aufs Handy. Alle waren von Anfang bis Ende voll dabei.«
Schon an diesem Donnerstag steht Halbfinalpartie Nummer drei an, dieses Mal aber in Ulm. Und Berlins 74-jähriger Trainer will bis zum Spielbeginn die Euphorie unter seinen Basketballern schnell wieder einfangen. »In einer Playoff-Serie sollte man nicht das erste Spiel verlieren. Denn dann verliert man meist auch die Serie. Selbst wenn man sofort ausgleicht, wie wir das geschafft haben. Das zeigen die Statistiken. Ich habe schon Tausende Playoff-Spiele miterlebt und kann sie nur bestätigen«, sagte Aíto. Also warnte er »nicht zu glücklich zu sein«, schließlich arbeiten nun die Ulmer an neuen Strategien, wie sie es besser machen können als am Dienstag. »Das müssen wir auch machen, denn auch bei uns lief noch nicht alles gut. Wir dürfen nicht nachlassen.«
Bei seinem Spielmacher Maodo Lô muss sich der Coach darüber keine Sorgen machen. Auch er erwartet »ein schwieriges Spiel, vor allem wenn in Ulm nun auch Fans erlaubt werden«. Bis Mittwochnachmittag war derlei aus Schwaben allerdings nicht zu hören, was selbst Alba Berlins Center Ben Lammers etwas traurig stimmen dürfte: »Ich spiele viel lieber vor Tausenden Leuten, die mich ausbuhen, als wieder vor ganz leeren Rängen. Das macht viel mehr Spaß.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.