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MH17-Mord bleibt ungesühnt
René Heilig befürchtet, dass die Politik abermals das Recht dominiert
Fast sieben Jahre nach dem Abschuss einer malayischen Passagiermaschine über dem ostukrainischen Kampfgebiet beginnt in Amsterdam der Prozess gegen vier (abwesende) Beschuldigte. Folgt man der Anklage, so besteht kein Zweifel, dass die sogenannten Separatisten schuldig sind. Die vorgestellten Indizien sind reichhaltig, Experten haben diverse Beweisstücke logisch verknüpft. Alles scheint passgerecht.
Doch auch wenn man nicht der Moskauer Propaganda folgt, die den Prozess schlicht als »Theaterinszenierung« bezeichnet, ergeben sich weiter technisch wie faktisch berechtigte Zweifel an der dargestellten MH17-Abschusstheorie. Nicht zuletzt, weil die Untersuchungen einseitig auf westlicher Seite liefen und weil seit dem ersten Tag nach dem 298-fachen Mord auf beiden Seiten allzu viele geheimdienstlich gesteuerte Tat- und Tätererklärer unterwegs waren, denen – politisch wie medial – viel zu lange viel zu viel Raum gegeben wurde.
Es ist wenig wahrscheinlich, dass man am Ende der Verhandlung klüger ist als derzeit. Auch, weil das politische Klima, dass seit Jahren zwischen westlichen Staaten und Russland herrscht, nicht dazu angetan ist, der unpolitischen Wahrheit voran zu helfen. Doch genau die soll das Gericht in der ihm gegebenen Unabhängigkeit herausfinden. Welch gewaltiger Anspruch.
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