- Politik
- Rechte Umtriebe in der Polizei
Polizeiverband löscht Twitteraccount
Nach Kritik an den Unabhängigen in der Polizei zieht sich der Verband von Twitter zurück - und löscht Akteure aus dem Impressum
Der Polizeiverband Unabhängige in der Polizei (Upol) hat seinen Twitter-Account gelöscht. Der Verband teilte mit, man habe sich nach »reiflicher Überlegung im Vorstand« entschlossen, »die Kurznachrichtenplattform 'Twitter' nicht mehr zu bedienen.« Die »Interaktionen auf diesem Nachrichtendienst« seien »nicht ohne Auswirkungen auf die Gesundheit und das Privatleben« geblieben, heißt es in einer Pressemitteilung auf der Website des Verbands. Gelöscht - und zwar aus dem Impressum - wurden aber auch die kritisierten Vertreter*innen des Verbands, Jörn Badendick und Marc Ottomann, die Ende Mai noch als stellvertretender Vorsitzender sowie Schatzmeister im Impressum erschienen waren. Dazu findet sich jedoch keine öffentliche Mitteilung.
Ende Mai war der Berufsverband von Aktivist*innen, Polizeivertreter*innen und Politiker*innen harsch kritisiert worden. Dem Verband wird vorgeworfen, Journalist*innen und Aktivist*innen in den sozialen Medien einzuschüchtern und rechten Trollen zum Fraß vorzuwerfen (nd berichtete). Dem Schatzmeister des Vereins wird vorgeworfen, eine Firma mit einem ehemaligen Kollegen geführt zu haben, der wegen Nazi-Devotionalien und dem Zeigen des Hitlergrußes aus dem Dienst entlassen wurde.
Thilo Cablitz, der Pressesprecher der Berliner Polizei, erklärte damals gegenüber »nd«, die Polizei Berlin sei »auf die textlichen Äußerungen« aufmerksam geworden, habe sie gesichert und zur disziplinar- bzw. strafrechtlichen Prüfung an die jeweils zuständigen Stellen gegeben. Ob die Entfernung der Personen aus dem Impressum nun eine Folge dieser Untersuchungen ist, ist noch nicht klar. Der Rückzug von Twitter sei »frei (...) gefasst und nicht durch Dritte vorgegeben«, heißt es auf der Website.
Hintergrund der Kritik am Vorgehen des Verbands waren öffentliche Äußerungen über die Schwarze Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke. Diese teilte Ende Mai den Screenshot eines Tweets von Badendick. Darin hieß es: »Ich dachte, Jasmina Kuhnke aus Köln-Porz und ich werden mal richtig dicke Freunde«. Kurze Zeit später twitterte der offizielle Account des Verbands: »Sie haben bloß niemals in Köln-Porz gewohnt.« Versehen war der Kommentar mit einem Zwinkersmiley und einem Pinocchio-Gif.
Auf Twitter wurde nun die Frage laut, woher die Polizisten wissen konnten, wo Kuhnke (nicht) gewohnt hat. Die Künstlerin hatte laut eigenen Angaben eine Meldesperre erwirkt. Kuhnke hatte April umziehen müssen, da sie und ihre Familie Morddrohungen, Postkarten mit Beleidigungen sowie nichtbestellte Pizzalieferungen nach Hause geschickt bekamen Nun verdächtigte sie Vertreter der Polizei selbst, im Zusammenhang mit den Morddrohungen gestanden zu haben.
Auf Nachfragen hinsichtlich der dienstrechtlichen Prüfung teilte die Berliner Polizei dem »nd« mit, »aus Gründen des Datenschutzes sowie zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten keine Auskünfte zu einzelnen Mitarbeitenden« zu erteilen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.